Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet den Dokumentarfilm
Das System Milch von Andreas Pichler aus mit dem Prädikat "besonders wertvoll" aus. Noch immer haben wir das Bild eines idyllischen Bauernhofes im Kopf, wenn wir an den Rohstoff Milch denken, und in der Werbung für Käse und Butter sind saftige Weiden zu sehen, auf denen glückliche Kühe friedlich grasen. Doch seit einigen Jahrzehnten hat sich die Milchgewinnung zu einer weltweiten Industrie ausgeweitet, die der Dokumentarfilmer Andreas Pichler transparent machen möchte. Er trifft Industrielle, Expertinnen und Experten sowie Landwirtinnen und Landwirte, um zu recherchieren, welche Auswirkungen der globalisierte Handel auf die moderne Milchgewinnung hat. Was bedeutet er für die Tiere und welchen Einfluss nimmt er auf das Leben der Menschen?
In der Jurybegründung heißt es: "Andreas Pichler zeigt in seiner Dokumentation, wie komplex und global das Geschäft mit der Milch inzwischen geworden ist. Dabei beeindruckt, auf wie vielen Ebenen er das System Milch beschreibt und dabei auch kritisch hinterfragt. Er ist nach China und in den Senegal gefahren, um zu zeigen, welche Auswirkungen dort die europäische Milchproduktion hat. Dabei beschreibt er Absurditäten wie jene, dass deutsche Milchgenossenschaften in riesigen Molkereien in China investieren und so dabei mithelfen, eine Konkurrenz für die deutschen Milchbauern zu schaffen, deren Interessen sie eigentlich vertreten müssten. Andreas Pichler hat eine immense Recherchearbeit geleistet und es ist ihm gelungen, für alle Aspekte des Milchgeschäfts Gesprächspartner vor die Kamera zu bekommen, die kompetent und zum Teil sehr offen auf seine Fragen antworten. Da ist es dann kaum zu vermeiden, wenn sein Film zu einem Großteil aus sprechenden Köpfen besteht. Doch der Film ist immer dann am besten, wenn es ihm gelingt, mit Bildern zu erzählen. Etwa wenn er im Senegal Kühe direkt unter einem Werbeplakat für aus Europa importiertes Milchpulver zeigt. Oder wenn in China Milch wie ein teures Lifestyle-Produkt verpackt und beworben wird. Der Film stellt Milchproduzenten vor, die einen alternativen Weg gehen und etwa ihren eigenen Käse machen. Er ist aber auch zu Gast bei einem der größten Milchkonzerne der Welt in den Niederlanden, wo ein leitender Angestellter stolz die große Produktpalette vorstellt, mit der Milch international vermarktet wird. Andreas Pichler arbeitet sorgfältig, geht sehr ins Detail und bei der Überfülle an Informationen kann es nach Ansicht der Jury manchmal etwas mühsam für die Zuschauer werden, ihm über die 96 Minuten des Films zu folgen. Doch sein Film ist auch gespickt mit Kernsätzen, die immer wieder die Probleme des Systems Milch auf den Punkt bringen: Wenn da eine Milchbäuerin sagt, sie würde mehr Geld "mit Gülle als mit Milch" machen, macht dies die Mechanismen dieser Branche deutlich."