Die Retrospektive der 57. Internationalen Filmfestspiele Berlin,
City Girls. Frauenbilder im Stummfilm, reflektiert die kinematografische Darstellung eines neuen Frauentyps, der sich unter anderem in weiblichem Selbstbewusstsein und Berufstätigkeit ausdrückt. Dieses veränderte Rollenverständnis von Frauen hing zusammen mit den politischen Umwälzungen und gesellschaftlichen Veränderungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Rollenmodelle und Klischees der "Neuen Frau" fanden durch das Kino massenhaft Verbreitung: Schauplatz weiblicher Unabhängigkeit und Libertinage war die Großstadt. Die "City Girls" eroberten die Leinwände. Die Retrospektive versammelt unter den thematischen Überschriften
Working Girls,
Flaming Youth,
Husbands and Wives und
Fate and Passion insgesamt dreißig Stummfilmprogramme. Zu sehen sind internationale Stummfilmstars wie Norma Talmadge in
The Social Secretary (R: John Emerson; 1916), Clara Bow in
It-Girl (R: Clarence Badger, 1926/27) oder Nina Tschernowa in Jewgeni Bauers
Sumerki schenskoi duschi (Twilight of a Woman’s Soul; 1913). Auch eine frühe Ernst Lubitschs Komödie
Ich möchte kein Mann sein (1918) und Abram Rooms Sozialstudie
Tretja Meschtschanskaja (Bett und Sofa; 1927) werden in der Retrospektive gezeigt. Ergänzend zum Filmprogramm gibt es eine Veranstaltungsreihe mit Vorträgen und Diskussionen, außerdem erscheinen die Publikationen
City Girls. Frauenbilder im Stummfilm, eine Sammlung filmhistorischer und kulturgeschichtlicher Essays, sowie der Katalog
FilmHeft 11, der die Filme der Retrospektive mit zeitgenössischen Kritiken und ausführlichen filmografischen Angaben dokumentiert.
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