Am 12. Februar 1912 fiel die erste Klappe in den Filmstudios von Babelsberg. Der Film hieß
Der Totentanz (Urban Gad, Deutschland 1912) und wurde in einem kleinen Atelier gedreht, das mit seinem Glasdach einem Gewächshaus für die aufstrebende Kunstform Kino glich. Hundert Jahre später wird die Erfolgsgeschichte der deutschen Traumfabrik nicht nur von Studio Babelsberg selbst gewürdigt: Mit der Sonderreihe
Happy Birthday, Studio Babelsberg grüßt die 62. Berlinale zum Jubiläum – mit Stummfilm-Klassikern, Ufa- und DEFA-Filmen sowie aktuellen Produktionen wie
Der Vorleser (Stephen Daldry, USA, Deutschland 2008). Das Filmmuseum Potsdam lässt in einer ständigen Ausstellung die wechselvolle Geschichte von Babelsberg anhand zahlreicher Exponate, Fotografien und Filmausschnitte eindrucksvoll Revue passieren, und das Filmmuseum Berlin vergleicht mit seiner Schau
Am Set: Paris-Babelsberg-Hollywood die Frühgeschichte dreier für die Filmhistorie maßgeblicher Filmstandorte.
Gründe genug für kinofenster.de, mit einem Dossier Impulse dafür zu setzen, sich auch im Unterricht mit der Geschichte, Gegenwart und Zukunft des weltweit ältesten Großatelier-Filmstudios zu beschäftigen. Ziel ist es, Jugendlichen am Beispiel von Studio Babelsberg historische Einflüsse, zeitübergreifende Kontexte sowie die ökonomische und kulturelle Bedeutung der Filmproduktion näher zu bringen. In die wechselhafte Historie des Studios führt der Hintergrundbericht
Die drei Leben von Babelsberg von Hans Helmut Prinzler ein: Auf die legendäre Stummfilmzeit folgten die "Gleichschaltung" der Filmindustrie durch den NS-Staat und die fragwürdige Blüte des Ufa-Unterhaltungsfilms. In den Kriegsjahren stand Babelsberg im Dienste des nationalen Durchhaltewillens; wie zur Bekräftigung wurde bis April 1945 gedreht. Den Neuanfang im deutschen Filmschaffen markierte Wolfgang Staudtes Trümmerfilm
Die Mörder sind unter uns (Deutschland 1946), der ebenfalls in der Berlinale-Sonderreihe aufgeführt wird. Die Innenaufnahmen wurden allerdings nicht auf dem Studiogelände, sondern in den Potsdamer Althoff-Ateliers sowie in Berlin gedreht. Erst kurz darauf erfolgte die Gründung der DEFA, unter deren Ägide in der DDR über 1.200 Spiel- und Fernsehfilme entstanden. Nach der Wende wurde das Filmstudio zu einem privatwirtschaftlichen Unternehmen und Medienstandort umgebaut und existiert mittlerweile im fünften politischen System.
Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass die deutsche Filmindustrie in den 1920er-Jahren vor allem wegen des Standortvorteils Babelsberg zum größten Konkurrenten Hollywoods aufstieg. "Spektakelfilme" wie Fritz Langs
Metropolis (Deutschland 1926) zählten damals zu den deutschen Exportschlagern, und der riesige Produktionskomplex mit hunderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie zahlreichen Gewerken war wie geschaffen für die atemberaubenden Bauten und technischen Herausforderungen dieser Filme. Doch auch heute braucht das Studio derartige Großproduktionen, um wirtschaftlich zu überleben, wie Christoph Fisser, Vorstand der Studio Babelsberg AG betont. Im Gespräch mit kinofenster.de über das heutige Babelsberg (
"Unser Art-Department zählt zu den besten der Welt") führt er aus, dass internationale Koproduktionen wie Roman Polanskis
Der Pianist (Frankreich, Polen, Deutschland, Großbritannien 2001) auch einen unschätzbaren Werbeeffekt für die im Studio geleistete Wertarbeit darstellen.
Der große Geburtstag und seine thematischen Aspekte bieten vielseitige Möglichkeiten der Behandlung im Unterricht. Abgeschlossen wird das Dossier deshalb durch
Unterrichtsvorschläge und ein
Aufgabenblatt, Informationen zu
medien- und filmpädagogischen Angeboten zu Studio Babelsberg sowie eine
Verfügbarkeitsliste der Filme der Berlinale Sonderreihe für die nicht-gewerbliche Vorführung.