Im Dezember 2006 wurde das internationale "Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen" von der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) verabschiedet, 2008 trat es in Kraft. Mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention wurde in Deutschland 2009 der Anspruch auf inklusive Bildung geschaffen. Unter dem Leitgedanken "Nicht der Mensch mit Behinderung muss sich anpassen, um 'dabei' sein zu können, sondern wir müssen alle gesellschaftlichen Bereiche seinen Bedürfnissen entsprechend anpassen und öffnen" soll Menschen mit Behinderung der Zugang und die Teilhabe an allen Bildungsangeboten garantiert werden.
Film ist als audiovisuelle Kunstform ein besonders gut geeignetes Medium für die inklusive Bildung. Zum einen spricht Film im Gegensatz zu Literatur, Bildender Kunst oder Musik mehrere Sinne gleichzeitig an, so dass Inhalte auf mehreren Ebenen erfasst werden können. Zum anderen wächst durch die Intensität des Filmerlebens die innere Bereitschaft, sich mit dem Geschehen auf der Leinwand auseinanderzusetzen und auf der emotionalen Ebene die Handlung intuitiv mitzuerleben - unabhängig davon, ob die Zuschauer/innen behindert sind und welcher Art diese Behinderung ist. Inklusive Filmbildung fördert auf diese Weise die Reflexion und das Wissen aller Schüler/innen. Den Kinostart des Dokumentarfilms
Gold – Du kannst mehr als du denkst (Michael Hammon, Deutschland 2013) nimmt kinofenster.de zum Anlass, Filmangebote, technische Hilfsmittel und aktuelle pädagogische Ansätze zu inklusiver Filmbildung näher zu betrachten. Dieses Dossier zeigt auf, wie die Teilhabe aller an Filmvorstellungen und Filmbildung realisiert werden kann, und richtet sich dabei sowohl an Pädagogen/innen, die mit behinderten Kindern, Jugendlichen und/oder jungen Erwachsenen arbeiten, als auch an alle, die das Thema "Menschen mit Behinderung" im Unterricht behandeln möchten.
Inklusive Filmbildung bedeutet keineswegs, sich ausschließlich mit Filmen zu den Themen "Inklusion" oder "Behinderung" zu beschäftigen. Sie bedeutet vor allem, Filme in ihrer Vielfalt gemeinsam wahrzunehmen und sowohl analytisch-rezeptiv als auch praktisch-kreativ zu erarbeiten. Dennoch bieten Filme zum Thema oft einen guten Einstieg in die Auseinandersetzung. Aus diesem Grund stellt der Hintergrundtext
Inklusion auf der Leinwand Dokumentar- und Spielfilme für unterschiedliche Altersstufen vor, die eine Beschäftigung mit den vielfältigen Aspekten des Themas fördern und gleichzeitig Anknüpfungspunkte für die Filmbildung bieten.
Das Interview
"Verschiedenheit gehört zum Leben dazu" zeigt beispielhafte Ansätze für die inklusive Filmbildung in der Schule auf. Drei Lehrerinnen der Gemeinschaftsschule Billerbeck (NRW) entwickelten zum Film
Anne liebt Philipp (Anne Sewitzky, Norwegen, Deutschland 2010) Unterrichtseinheiten für unterschiedliche Lernniveaus und berichten über ihre Erfahrungen.
Des Weiteren enthält das Dossier eine Reihe von
Unterrichtsvorschlägen und konkreten
Arbeitsaufgaben für die eigene pädagogische Praxis.
Einige Zugangsbarrieren zu Filmvorführungen im Kino erscheinen vielen Pädagogen/innen kaum lösbar: Wie können Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung Filme rezipieren? Wie ist Rollstuhlfahrern/innen die Teilhabe an Filmvorführungen im Kino möglich? Im Moment stellen sich Kinos und Filmverleihe darauf ein, die Teilhabe an Kinobesuch und Filmrezeption zukünftig zu erleichtern. Die Politik unterstützt sie dabei durch zusätzliche Fördermittel für inklusive Filmfassungen und die entsprechende technische Ausstattung (beispielsweise für die reguläre Einbindung von Audiodeskription). Der Hintergrundtext
Technische Voraussetzungen für eine inklusive Filmbildung stellt aktuelle Hilfsmittel vor, die für Kinobesuche zur Verfügung stehen könnten.