Phil McNally, geboren in Irland, studierte am Royal College of Art in London, bevor er in den USA unter anderem bei Industrial Light & Magic arbeitete, der Special Effects-Schmiede von George Lucas, die zum Vorreiter im Bereich der optischen und später auch digitalen
Effekte wurde. McNally, der seinen zweiten Vornamen offiziell in "Captain 3D" änderte, war unter anderem als Character Animator für den Hollywood-Blockbuster
Hulk (Ang Lee, USA 2003) verantwortlich. Als Stereoscopic Supervisor (Leiter der 3D-Abteilung) arbeitete er zunächst für Walt Disney Pictures, seit 2007 ist er für DreamWorks Animation tätig. Neben
Monsters vs Aliens (Rob Letterman, Conrad Vernon, USA 2009) betreute er zuletzt
Drachenzähmen leicht gemacht (How to Train your Dragon, Dean DeBlois, Chris Sanders, USA 2010) sowie
Für immer Shrek (Shrek Forever After, Mike Mitchell, USA 2010).
Sie waren bei dem Animationsfilm Monsters vs. Aliens für die 3D-Ästhetik des Films zuständig. Was waren Ihre Aufgaben?
Als das Filmkonzept fertig war, haben wir, Damon O’Burn, der Animations-Kameramann, und ich für jede Szene ein Tiefenskript erstellt, das heißt wir haben entschieden, welche Szenen eine große Raumtiefe haben sollten und welche weniger. Erste Experimente hatten uns bereits gezeigt, dass sich 3D nicht mit einer schnellen Schnittfrequenz und wackeliger
Handkamera verträgt, weil es zu anstrengend für die Zuschauer ist. Je mehr Aktivitäten wir hatten, wie zum Beispiel eine rapide
Schnittfolge, Bewegungen entlang der Leinwand oder Unschärfen aufgrund von
Kamerabewegungen, desto weniger Raumtiefe haben wir also gewählt. Wo weniger
Schnitte oder
Kamerabewegungen waren, konnten wir auch stärker in Richtung 3D gehen. Diese Formel hat uns ganz gut durch den Film gebracht.
Worin bestehen die wesentlichen Vorteile, eine Geschichte in 3D zu erzählen?
Obwohl die typischsten 3D-
Effekte Einstellungen sind, in denen Gegenstände aus der Leinwand heraustreten, ist für mich 3D dann am wirksamsten, wenn es um die Verbindung zu den Figuren im Film geht. Schon das Gefühl, dass ein Charakter räumlich viel näher an den Zuschauern im Kinosaal ist, führt dazu, dass man sich mit dem Charakter stärker verbunden fühlt. Jede Filmtechnik, die sich im Laufe der Jahre entwickelt hat, hat das Filmerleben realistischer gemacht. 3D ist nur ein weiterer Schritt auf diesem Weg. Am eindrucksvollsten an 3D ist, dass man stärker das Gefühl hat, dabei zu sein.
Monsters vs. Aliens kam sowohl als 3D- als auch 2D-Fassung ins Kino. Was mussten Sie bei der Umsetzung berücksichtigen?
Als wir mit
Monsters vs. Aliens angefangen haben, wollte wir zunächst zwei verschiedene Fassungen des Films produzieren: eine für 2D und eine für 3D. Das wäre aber zu teuer gewesen. Letztendlich haben wir uns dafür entschieden, für jede Szene einzeln festzulegen, ob es sich um eine starke 3D- oder eine starke 2D-Szene handelt und die Technik in die eine oder andere Richtung eingesetzt. So ist die Verfolgungsszene an der Golden Gate Bridge eine
Sequenz mit einem stark von 2D geprägten Stil, weil es viele
Schnitte und aus der Hand gedrehte Einstellungen gibt. 3D hat dabei nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Aber bei Einstellungen, in denen die Action weniger rasant ist, öffnet sich der Filmraum und es entsteht der Eindruck von Tiefe. Ich persönlich würde mich einmal an einer Actionsequenz versuchen wollen, die gleichzeitig auch sehr räumlich wirkt. Das würde wahrscheinlich bedeuten, dass man mehr
Kamerafahrten in den Raum hinein hätte und zugleich weniger Schnitte.
Glauben Sie, dass 3D auch in Zukunft hauptsächlich in Action-, Horror- und Animationsfilmen eingesetzt werden wird oder hat es das Potenzial, auch in anderen Genres verwendet zu werden?
Letzteres – hoffe ich. Durch Animationsfilme gibt es ja schon eine große Bandbreite unterschiedlicher Geschichten, aber die richten sich natürlich hauptsächlich an ein junges Publikum. Daneben gab es eine Reihe Horrorfilme und natürlich
Avatar, über den alle sprechen. Wenn man sich eines Tages einen Film anschauen wird, weil er durch 3D berührender wirkt, dann wäre das ein echter Meilenstein. Letztendlich muss dafür die Technologie aber noch einfacher zu handhaben sein.
Was erwartet das Publikum von einem 3D-Film?
Als Filmemacher wollen wir die Zuschauer nicht unbedingt ständig auf den 3D-
Effekt hinweisen. Die Kinobesucher sollten von der Story eingenommen sein und 3D eher unterbewusst wahrnehmen. Aber im Moment befinden wir uns noch in einer Phase, in der die Zuschauer durch
Effekte auf 3D aufmerksam gemacht werden wollen. Ich denke, das wird mit der Zeit verschwinden.
Werden 3D-Filme diesmal einen größeren Erfolg haben als zum Beispiel Anfang der 1950er-Jahre, wo sie ja nach wenigen Jahren schon wieder verschwunden sind?
Ich bin genauso unsicher, wie lange der Trend anhalten wird, wie alle anderen auch. Aber wenn man sich die Technologie anschaut, die damals verwendet wurde, dann glaube ich, dass 3D wegen der ungenügenden Technik gescheitert ist. Mit der heutigen technischen Situation besteht dazu kein Grund mehr. Es liegt jetzt in der Verantwortung der Regisseure, 3D-Filme so zu gestalten, dass es für die Zuschauer einen grundlegenden Unterschied ausmacht, ob sie sich einen Film in 2D oder 3D anschauen.