Dubai, New York, Rom, London, Zürich: Für die ehemaligen Geheimagenten/innen Claire und Ray ist kein Weg zu weit, wenn es um die gemeinsame Zukunft geht. Damit sie irgendwann sorgenfrei im Luxus schwimmen, verbündet sich das Liebespaar auch beruflich. Unter falscher Identität arbeiten beide nun in den Spionage-Abteilungen zweier konkurrierender New Yorker Pharmakonzerne und können sich nur noch heimlich in Hotels rund um den Globus treffen. Ziel ist es, an ein neues Produktpatent zu gelangen, das sie für viel Geld weiterverkaufen wollen.
Wer in Tony Gilroys Wirtschaftskrimi wirklich zusammen- und gegeneinander arbeitet, bleibt allerdings die meiste Zeit undurchschaubar. Weder schaffen es Ray und Claire sich gegenseitig zu vertrauen, noch scheint der engste Kollegenkreis zuverlässig. Um den Eindruck einer ebenso verworrenen wie korrupten Geschäftswelt zu verstärken, aber auch zur Spannungssteigerung, nutzt Gilroy zahlreiche
Rückblenden, Flash-Forwards (Vorausblenden) und
Perspektivenwechsel. Erst am Schluss fügt sich alles in ein überraschendes, aber logisches Konstrukt.
Tony Gilroy, der als Regisseur des Juristen-Thrillers
Michael Clayton (USA 2007) bestens mit den Regeln des Kriminal- oder Spionagefilms vertraut ist, überspitzt die genretypischen Verrätselungen und unerwarteten Wendungen überdies parodistisch: In witzigen Wortgefechten zwischen Ray und Claire wird klar, dass sie ihr eigenes Spiel nicht mehr durchschauen. So lassen sich anhand von
Duplicity Genremerkmale analysieren und davon ausgehend ihre filmhistorischen Entwicklungen, Mischformen und Abweichungen betrachten – zum Beispiel im Vergleich mit der
James Bond-Filmreihe (ab 1962) oder Tom Tykwers kürzlich erschienenem Spionage-Thriller The International (USA, D, GB 2009), der neben ähnlichen Themen ebenfalls Clive Owen in einer Agenten-Rolle zeigt. Des Weiteren bietet
Duplicity Anknüpfungspunkte, um mittels eines unterhaltsamen Hollywoodfilms die Mechanismen von globalem Wettbewerb, Innovationsdruck und Industriespionage zu erörtern sowie unter ethischen Gesichtspunkten zu hinterfragen.
Autor/in: Marguerite Seidel, 29.04.2009
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