Im Frühjahr 2002 sucht die US-Regierung fieberhaft nach Beweisen dafür, dass der Irak nukleare Massenvernichtungswaffen produziert. Die verdeckt ermittelnde CIA-Agentin Valerie Plame Wilson ist mit den Nachforschungen befasst; ihr Ehemann, der ehemalige Botschafter Joseph C. Wilson, versucht im Auftrag des CIA herauszufinden, ob sich der Irak im Niger Uranoxid beschafft hat. In seinem Bericht schließt er diese Möglichkeit aus und ist empört, als die Bush-Administration unter Berufung auf eine geheime Quelle, nämlich ihn, das Gegenteil behauptet. Er macht diesen Widerspruch in einem Zeitungsartikel publik, woraufhin das Weiße Haus die Tarnung seiner Frau auffliegen lässt und eine Rufmordkampagne gegen das Ehepaar lanciert.
Doug Liman greift einen Skandal auf, der als "Plame-Affäre" in die jüngere US-Geschichte einging, und erzählt ihn sowohl als klassischen Politthriller wie auch als Ehedrama. Zunächst dominiert die packende Darstellung der Fakten und Hintergründe. Nach der Enttarnung Valerie Plames rücken die Spannungen innerhalb der Ehe allmählich in den Vordergrund, wobei sich für die Ex-Agentin immer wieder auch Fragen der Loyalität und Verantwortung stellen. Diese Engführung von Politik und Privatleben passt ausgezeichnet zum Motiv des Doppellebens – selbst enge Freunde/innen wissen nichts von Valeries CIA-Tätigkeit. Mit häufigen Szenenwechseln porträtiert Liman eine zwischen Beruf und Privatleben "zerrissene" Ehe, mit dem Stilmittel der
Parallelmontage zeigt er ganz nebenbei, wie das Ehepaar buchstäblich nebeneinander her lebt.
Die "Plame-Affäre" ist ein Musterbeispiel für die moderne Verflechtung von Politik und Medien. Es bietet sich daher an, die Funktionsweisen der Mediengesellschaft kritisch zu durchleuchten und Vergleiche zwischen Deutschland und den USA anzustellen: Wie funktioniert hierzulande die Meinungsbildung? Gab es im Fall der Kundus-Affäre ähnliche "Notlügen"? Inwiefern darf/muss sich die bürgerliche Zivilcourage auch gegen einen demokratischen Staat richten? Ein Grundmotiv des Films ist Vertrauen: Zwischen Eheleuten, Regierung und Bevölkerung, Filmemachern/innen und Publikum. Es ließe sich untersuchen, welche Formen von Vertrauen jeweils gemeint sind, und darüber hinaus die Frage stellen, ob
Fair Game unglaubwürdig wird, weil er bestimmte Aspekte bewusst dramatisiert. So hat die im Film geschilderte verdeckte Aktion im Irak zwar tatsächlich stattgefunden, allerdings war Valerie Plame Wilson, anders als im Film behauptet, nicht in sie involviert.
Autor/in: Michael Kohler, 23.11.2010
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