Hintergrund
Pearl Harbor und die "Folgen"
Szene aus dem Film "Pearl Harbor"
Mit dem Angriffsbefehl auf Pearl Harbor, den Kommandeur Fuchida am 7. Dezember 1941 um 7.49 Uhr der japanischen Luftwaffe erteilte, erreichte der Zweite Weltkrieg auch den Pazifik . Der überraschende Angriff auf die amerikanische Pazifikflotte ohne vorherige Kriegserklärung wirkt in den USA bis heute als militärisches Trauma nach. Militärisch sollte der Angriff auf Pearl Harbor vor allem die Flugzeugträger der US-Marine zerstören und so mittelbar die Luftwaffe in ihrem Aktionsraum einschränken. Psychologisch setzte Japan auf die lähmende Schock-Wirkung beim Kriegsgegner. Zudem sollte ein politischer und ökonomischer Konkurrent um die Vormachtstellung in Ostasien nachhaltig geschwächt werden. Alle Ziele wurden nicht erreicht, da es den Angreifern auf Pearl Harbor, obwohl sie fünf Schlachtschiffe und 120 Flugzeuge zerstören konnten, nicht gelang, auch nur einen einzigen amerikanischen Flugzeugträger außer Gefecht zu setzen.
Konkurrenz um die Macht
Im Zuge der weltpolitischen Machtverschiebungen nach dem Ende des Ersten Weltkrieges waren Japan und die USA die einzig verbliebenen Konkurrenten in Ostasien. Japan hatte den Ersten Weltkrieg zum Ausbau seines Einflusses in China genutzt. Mit seiner Kriegserklärung an Deutschland übernahm Japan dessen kolonialen Einflussbereich, die chinesische Shantung-Halbinsel. Mit dem Untergang des Zarenreiches drangen japanische Truppen in die Mandschurei vor und etablierten den japanischen Marionettenstaat Mandschukuo. Japans Politik wurde faktisch vom Militär bestimmt.
Szene aus dem Film "Pearl Harbor"
Rohstoff-Embargo gegen Japan
Zum Zeitpunkt des Angriffs auf die amerikanische Pazifikflotte steckte Japan bereits tief in einem eskalierenden Krieg mit China, den die eigenmächtig agierende Armee mit der Inszenierung militärischer Zwischenfälle provoziert hatte. Zugleich verschlechterten sich die Beziehungen mit den USA. Durch die Kündigung des amerikanisch-japanischen Handelsabkommens wurde Japan von kriegswichtigen Rohstoffimporten abgeschnitten. Nach dem Beitritt Japans zum strategisch bedeutungslosen Dreimächte-Pakt mit Deutschland und Italien verhängten die USA ein Ölembargo. Japanische Konten wurden eingefroren. Japan war jedoch nur unter Vorbedingungen bereit, mit den USA zu verhandeln. Nach dem Scheitern eines letzten Vermittlungsversuchs trat der japanische Ministerpräsident Konoye im August 1941 zurück. Eine ultranationalistische Militärfraktion übernahm die Macht.
Das Blatt wendet sich
Im Pazifikkrieg konnte Japan zunächst weite Teile Südostasiens unter seine Kontrolle bringen. Doch mit der Schlacht von Midway am 5. Juni 1942 kam die militärische Wende. Japan verlor vier seiner besten Flugzeugträger und damit die Lufthoheit. Die Brutalität seiner Besatzungspolitik diskreditierte zudem Japans "Befreierrolle" in Asien. Die nationalen Befreiungsbewegungen in Südostasien wandelten sich zu anti-japanischen Bewegungen. Mit dem Einmarsch britischer Truppen in Burma im Dezember 1943 wurde der Krieg für Japan zum Verteidigungskrieg. Im April 1945 griffen die Alliierten das japanische Kernland an, die militärische Lage wurde aussichtslos. Dennoch lehnte Japan noch im Juli 1945 eine bedingungslose Kapitulation nach dem Muster der Potsdamer Deklaration ab. Daraufhin entschlossen sich die USA zum Abwurf der ersten Atombombe auf Hiroshima am 6. August. Drei Tage später folgte die zweite Bombe auf Nagasaki.
Szene aus dem Film "Pearl Harbor"
Japan kapituliert
Am 15. August verkündete Kaiser Hirohito die Kapitulation Japans. Mit der Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde ging die Regierungsgewalt faktisch auf den amerikanischen Oberkommandierenden General MacArthur über. Anders als in Deutschland wurde die amerikanische Kontrolle über Japan aber nach dem Prinzip der "indirect rule" ausgeübt. Japan wurde zu einer parlamentarischen Demokratie nach angelsächsischem Vorbild, der Tenno, seiner Göttlichkeit entkleidet, zu einem Repräsentanten ohne Regierungsbefugnisse. Im Friedensvertrag von San Francisco (1951) stimmte Japan der innenpolitisch umstrittenen Regelung zu, den USA unter Beibehaltung ihrer militärischen Stützpunkte die Verteidigung Japans zu überlassen.
Alte Ressentiments
Zum Ausgangspunkt der wirtschaftlichen Nachkriegsentwicklung Japans wurden der Korea- und später der Vietnamkrieg. Beide Konflikte wirkten wie gigantische Konjunkturprogramme und trieben die ökonomische Entwicklung des Landes voran. In jüngerer Zeit lässt die Exportoffensive der "Japan AG" auf dem amerikanischen Markt die unbewältigte Vergangenheit bei beiden Partnern wieder aufbrechen. In den USA werden anti-japanische Ressentiments wiederbelebt. Erstmals wird aber auch der gegen die japanischen Einwanderer gerichtete Rassismus thematisiert. So wurden amerikanische Bürger japanischer Herkunft 1941 in großer Zahl interniert. In Japan veröffentlicht Sony-Präsident Morita als Ko-Autor das Buch "A Japan That Can Say No". Zudem wird die alte Vermutung wieder öffentlich diskutiert, dass die Entscheidung zum Einsatz der Atombombe der amerikanischen Führung leichter gefallen sei, weil sich die zerstörerische Wirkung gegen eine asiatische Bevölkerung richtete und nicht gegen die "weiße", deutsche Bevölkerung.
Autor/in: Margarete Häßel (punctum, Bonn), 21.09.2006