Unterrichtsmaterial
Arbeitsblatt zu Der mit dem Wolf tanzt und anderen Western
Aufgabe 1: Heranführung an Der mit dem Wolf tanzt
Fächer: Deutsch, Englisch, Geschichte, Politik, Ethik ab Klasse 8, ab 13 Jahre
Vor dem Filmsichtung:
a) Sammelt im Plenum Titel euch bekannter
Western.
b) Welche Art der Figurenzeichnung, welche erzählerischen und/oder filmästhetischen Mittel (beispielsweise
Kameraeinstellungen,
Filmmusik,
Wahl der Schauplätze) zeichnen diese Filme aus? Tauscht euch im Plenum dazu aus und nutzt die Methode des
Blitzlichts. Haltet eure Ergebnisse an der Tafel oder am Whiteboard fest.
c) Die folgende Tabelle liefert einen
ersten Zugang zum Unterschied zwischen Western und Anti-Western.
Beachtet: Es geht hierbei nicht um Vollständigkeit.
Klassischer Western
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Anti-Western
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Handlungsorte: Kleinstädte oder "Frontier Land" (im bisher von weißen Siedlern noch nicht oder kaum erschlossenen Gebiet)
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Handlungsorte: Kleinstädte oder „Frontier Land“ (im bisher von weißen Siedlern noch nicht oder kaum erschlossenen Gebiet)
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Protagonisten: Sheriff, weiße Siedler, "Cowboys", Trapper – mit positiv besetzten Eigenschaften
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Protagonisten: Sheriff, weiße Siedler, "Cowboys", Trapper, Indigene, people of color – Protagonisten können sich auch als Anti-Helden auszeichnen
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Antagonisten: Banditen, Indigene
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Antagonisten: Banditen, Regierungsbeamte, US-Militär
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Kameraeinstellungen: Panoramaeinstellungen, die die Weite der Prärie verdeutlichen
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Kameraeinstellungen: Panoramaeinstellungen, die die Weite der Prärie verdeutlichen
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erzählerische Motive: Einsamkeit, Rauheit der Natur, permanente Gefahr
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erzählerische Motive: Verbrechen an indigener Bevölkerung, Kritik an übersteigerter Männlichkeit, Darstellung der Perspektiven von Indigenen und anderen vermeintlichen "Minderheiten", kritische Haltung gegenüber US-Militär und Regierung
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Gewalt: erscheint bei Protagonisten als Reaktion auf die Antagonisten
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Gewalt: erscheint permanent zugegen, Betonung der Gesetzlosigkeit
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Humor: spielt keine wesentliche Rolle
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Humor: schwarzer Humor oder Überzeichnung von Western-Klischees
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d) Seht euch folgenden beiden
Szenen an, die aus dem ersten Drittel des Films
Der mit dem Wolf tanzt stammen. Die zweite Szene zeigt den Protagonisten John Dunbar in Fort Sedgewick. Äußert erste Vermutungen. Überwiegen in diesen Szenen Elemente des klassischen Westerns oder des Anti-Westerns? Begründet eurer Ergebnis mit den Kriterien der Tabelle aus Aufgabe c).
Timecodes der Szenen: 00:32:10-00:35:43 und 00:39:08-00:42:07
e) Der Western
Der mit dem Wolf tanzt tanzt spielt im Jahr 1863 während des Sezessionskrieges unter anderem im Fort Sedgewick inmitten des Frontiergebiets. Teilt eure Klasse in zwei Gruppen (
A) und (
B) ein. Schüler/-innen der
Gruppe A recherchieren zu Hintergründen des Sezessionskrieges, Schüler/-innen der
Gruppe B zum Frontiermythos. Stellt eure Ergebnisse in Form eines
Impulsreferats vor. Nutzt folgende Quellen als Ausgangspunkt eurer Recherche:
Sezessionskrieg:
bpb.de: Bürgerkrieg und Sklaverei
BR 2: Freiheit für die Sklaven
Frontiermythos:
bpb.de: Politische Mythen
nzz.de: Das Ende des Mythos der amerikanischen Grenze
Während des Filmsichtung:
f) Achtet auf Merkmale des Westerns und des Anti-Westerns sowie auf die Entwicklung des Protagonisten John Dunbar.
Nach der Filmsichtung:
g) Tauscht euch darüber aus, welche Elemente des Westerns und welche des Anti-Westerns
Der mit dem Wolf tanzt kennzeichnen.
h) John Dunbar dient während des Sezessionskrieges als Soldat der Nordstaaten. Fasst zusammen, was ihr über Dunbars Berufsalltag und seine persönlichen Lebensumstände erfahrt. Diskutiert anschließend im Plenum, inwieweit Dunbars Figurenzeichnung von klassischen Westernfiguren (nicht) abweicht.
i) Beurteilt die Darstellung der indigenen Figuren dahingehend, inwieweit sie sich (nicht) von den häufig im Western verwendeten
Stereotypen unterscheidet.
j) Stellt euch vor, ihr bereitet an eurer Schule einen Filmabend vor, an dem
Der mit dem Wolf tanzt gezeigt wird. Bereitet eine Anmoderation des Films vor, in der ihr
• wichtige Hintergrundinformationen wie "Frontier"-Mythos und Sezessionskrieg erläutert – Aufgabe e)
• auf die Figurenzeichnung der indigenen Bevölkerung eingeht – Aufgabe i)
• den Film historisch an der Schnittstelle von Western und Anti-Western einordnet – Aufgabe g)
Hinweis: Lest zur Vorbereitung die
Filmkritik von Stefan Stiletto auf kinofenster.de.
k) Stellt eure Moderationen vor und gebt einander kriterienorientiertes Feedback. Zu den Kriterien gehören
• die Vollständigkeit der inhaltlichen Punkte aus Aufgabe j),
• klares und deutliches Sprechen,
• die Verwendung von Stichpunkten anstatt des Vorlesens eines ausformulierten Texts und die Interaktion mit den Zuhörenden.
Aufgabe 2: Die Darstellung indigener Figuren in Der Schatz im Silbersee (BRD 1962) und Apachen (DDR 1973)
Fächer: Deutsch, Geschichte, Politik ab Klasse 9, ab 14 Jahre
Neben den US-amerikanischen Produktionen gab es ab den 60er-Jahren auch in der Bundesrepublik und in der DDR Filme mit Western-Motiven. Während in der BRD vor allem Verfilmungen von Karl-May-Romanen, beziehungsweise Filme mit daraus bekannten Charakteren, populär waren, entstanden in der DDR die sogenannten "Indianerfilme".
a) Tauscht euch im Plenum darüber aus, was einen "Indianerfilm" auszeichnen könnte.
b) Vergleicht in den folgenden beiden
Szenen die Darstellung indigener Figuren im Film
Apachen (DDR 1973) mit
Der Schatz im Silbersee (BRD 1962). Geht dabei auf die Darstellung von Männern und Frauen sowie das Verhältnis der indigenen Bevölkerung zu den Siedlern ein. Achtet auf den Redeanteil der Figuren, den Inhalt der Dialoge sowie filmästhetische Mittel (beispielsweise
Kameraperspektiven und
–einstellungen,
Bildkomposition,
Tongestaltung).
Timecode
Apachen: 00:09:10-00:14:20
Timecode
Der Schatz im Silbersee: 01:11:15-01:21:10
c) Lest euch den Deutschlandfunk-Artikel über das
"Forget-Winnetou"-Projekt durch und fasst anschließend zusammen, was Red Haircrow an Karl-May-Romanen und ihren Adaptionen kritisiert. Erörtert anschließend, inwieweit diese Kritik auf die beiden in Aufgabe b) gesehen Filmausschnitte zutrifft.
d) Teilt euch in zwei Gruppen
A und
B ein, die jeweils ein
Portfolio zum Western-Genre erstellen.
•
Gruppe A: Die Darstellung von indigenen Figuren in den Karl-May-Verfilmungen der BRD mit dem Schwerpunkt
Der Schatz im Silbersee.
•
Gruppe B: Die Darstellung Indigener in den sogenannten Indianer-Filmen der DDR mit dem Schwerpunkt
Apachen.
Zu Beginn solltet ihr innerhalb der Gruppe den Film gemeinsam sehen und anschließend besprechen, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu euch bekannten Western auffallen. Nutzt dazu auch die Übersicht in der Aufgabe 1c).
e) Seht euch nun die Elemente an, die euer Portfolio enthalten sollte und verteilt innerhalb der Gruppe Teilaufgaben. Jedes Mitglied eurer Gruppe sollte zur Einführung den
Hintergrund-Artikel auf kinofenster.de lesen. Die angegeben Links dienen jeweils als Ausgangspunkt eurer Recherche. Achtet bei eurer weiteren Recherche auf die
Seriosität eurer Quellen.
• Kurze inhaltliche Zusammenfassung des Films
• erzählerische und filmästhetische Mittel, die (nicht) typisch für Western sind (zeigt diese anhand von Filmstills) und erläutert ihre Wirkung
planet-wissen.de: Der Western
• Produktions-Credits
imdb.com
DEFA-Stiftung: Apachen
• Drehorte
filmtourismus.de: Winnetou
karl-may-filme.de: Drehorte
filmportal.de: Die DEFA-Indianerfilme
mdr.de: Winnetou
• Einordnung des jeweiligen Films in die Karl-May- oder "Indianerfilme"-Film-Reihe
DEFA-Stiftung: Indianerträume in Ost und West
• historische Genauigkeit
zeithistorische-forschungen.de:
bpb.de: Blackfacing in DEFA-Filmen
deutschlandfunk.de: Die Söhne der großen Bärin
faz.net: Schau-schau-Schoschonen
• Rezeption (Kritiken und Publikumsstimmen)
getidan.de: Deutschland über alles in Apachen-Land
filmdienst.de: Apachen
arteschock.de: Der Schatz im Silbersee
filmdienst.de: Der Schatz im Silbersee
• Quellenverzeichnis
f) Stellt euch eure Portfolios vor und seht euch anschließend beide Filme (noch einmal) an. Tauscht euch darüber aus, was euch an den Filmen (nicht) gefallen hat. Geht insbesondere auf die Darstellung der indigenen Bevölkerung ein. Nutzt dazu auch Kriterien aus den Portfolios, wie Figurengestaltung, historische Genauigkeit und Wahl der Drehorte.
Ab Klasse 10:
g) Diskutiert, wie die historische Genauigkeit in den DEFA-Produktionen motiviert sein könnte und wie der Fokus auf indigene Protagonist/-innen auf Zuschauende in der DDR gewirkt haben könnte.
Aufgabe 3: Heranführung an den Film Dead Man (USA 1995)
Fächer: Englisch, Deutsch ab 16 Jahre, ab Oberstufe
Vor der Filmsichtung:
a) Sehen Sie sich die
Anfangssequenz des Films DEAD MAN an. Analysieren Sie, was Zuschauende anhand von
Bildkomposition,
Kameraeinstellungen,
Kameraperspektiven,
Schnitt und
Kostümen über den Protagonisten William Blake und seine Reise erfahren.
Timecode: 00:00:00-00:04:45
b) Diskutieren Sie im Plenum, inwieweit der Verzicht auf Dialoge in diesem Teil der
Exposition die innere Verfassung Blakes unterstreicht.
c) Sehen Sie sich die
Szene an, in der William Blake seine Stellung als Buchhalter in der Firma von Mr. Dickinson in der kleinen Stadt Machine im Westen der USA – dem sogenannten Frontier Land – antreten will. Beschreiben Sie den Ort und seine Bewohner/-innen. Charakterisieren Sie Blake in dieser Szene und erörtern Sie anschließend, woran deutlich wird, dass unterschiedliche Wertesysteme kollidieren. Gehen Sie insbesondere darauf ein, was Sie über das Wertesystem im Frontier Land erfahren.
Timecode: 00:09:57-00:16:22
d) Das Frontier-Land ist Schauplatz von Western und Anti-Western.
Falls Sie Aufgabe 1 bearbeitet haben, fassen Sie die Merkmale des Anti-Westerns zusammen.
Falls Sie Aufgabe 1 noch nicht bearbeitet haben, tauschen Sie sich im Plenum darüber aus, was einen Anti-Western auszeichnen könnte. Vergleichen Sie anschließend Ihre Ergebnisse mit der Tabelle aus Aufgabe 1c) und mit dem Eintrag auf
www.film-lexikon.de.
e) Mr. Dicksinson, der Gegenspieler von William Blake, wird von Robert Mitchum verkörpert. Blakes späteren Weggefährten Nobody spielt Gary Farmer. Recherchieren Sie die Biografien beider Schauspieler. Nutzen Sie folgende Quellen als Ausgangspunkt Ihrer Recherche.
Robert Mitchum
Gary Farmer
Erörtern Sie die Wahl der Besetzung vor dem Hintergrund des Genres Anti-Western.
Während der Filmsichtung:
f) Achten Sie arbeitsteilig auf die Verwendung von Todessymbolik, die Entwicklung des Protagonisten und Elemente des Anti-Western.
Nach der Filmsichtung:
g) Tragen Sie Ihre Ergebnisse zusammen. Erörtern Sie die Wahl des Titels
Dead Man.
h) Der Protagonist trägt den gleichen Namen wie der englische Dichter und bildende Künstler William Blake (1757-1827), worauf ihn der Indigene namens Nobody hinweist, der mit dem Werk Blakes vertraut ist. Neben spiritueller Suche und Religionskritik (beispielsweise in The Marriage of Heaven and Hell (1970-93)) setzte sich Blake in seinen Werken auch mit den Revolutionen in Frankreich und den USA auseinander.
America: a Prophecy (1793) betont den Freiheitskampf gegen die britische Krone und hebt das utopische Potential der USA hervor. Erörtern Sie, welches Amerika-Bild Regisseur Jim Jarmusch in
Dead Man zeichnet.
i) Fassen Sie Ihre Erkenntnisse aus den Aufgaben c, f und h in einer
Filmkritik zusammen. Sie können diese als Text, als Podcast oder in Form eines Video-Blogs verfassen oder aufnehmen.
j) Stellen Sie sich Ihre Kritiken vor und geben Sie einander kriterienorientiertes Feedback.
Autor/in: Ronald Ehlert-Klein, Theater- und Filmwissenschaftler, Pädagoge und kinofenster.de-Redakteur, 24.03.2020
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