Drogen und Jugendkriminalität
Im Vergleich zur Gesamtkriminalität steigt die drogenbedingte Jugendkriminalität seit Jahren alarmierend an. Lösungsversuche wie Therapie statt Strafe, Freigabe illegaler Drogen, niedrigschwellige Betreuung zeigen nur dürftige Erfolge; es gilt den Einstieg zu verhindern. Ein gleichgültiges oder zerrüttetes familiäres Umfeld, immer leichtere Verfügbarkeit legaler und illegaler Drogen, Konfrontation mit einer leistungsorientierten Gesellschaft: Gerade junge Menschen erliegen der trügerischen Hoffnung, durch Drogen freier, leistungsfähiger, kontaktfreudiger zu werden. Mit dem abstrakten Begriff 'Sucht' können sie nichts anfangen
Wenn das 'Zeug' nicht mehr vom Taschengeld finanziert werden kann, kommt es zu Diebstählen, Hehlerei, Prostitution. Diese Beschaffungskriminalität ist kein jugendspezifisches Problem, kann aber aus einem 'no-future'-Gefühl in eine tatsächlich zerstörte Zukunft führen. Dazu tragen auch die stetig ansteigende Gewaltbereitschaft gerade bei Jugendlichen und Kindern und ihre Ursachen bei, wie zahlreiche Untersuchungen belegen. Kommt eine weitere Enthemmung durch Alkohol oder Drogen hinzu, explodiert die Gewaltbereitschaft.
Massiv auftretendes Fehlverhalten von jungen Menschen ist aber ein Indiz dafür, dass mit der Gesellschaft etwas nicht stimmt. Familie und Staat, Schulen und Jugendinstitutionen müssen also ihre Wege grundsätzlich überdenken. Nicht der erhobene pädagogische Zeigefinger verhindert Drogenkonsum und Jugendkriminalität, sondern verantwortungsbewusstes und zielgerichtetes Eingehen auf Kinder und Jugendliche und ihre Probleme. Zuwendung statt Konsum, einfühlsamer Umgang, Überprüfung der eigenen Einstellung zu legalen Drogen – damit wäre schon ein Anfang gemacht. Jugendkriminalität und Drogenkonsum sind nur Symptome einer immer kälter werdenden Umwelt, und diese 'Grunderkrankung' muss kuriert werden: Ist das noch möglich?
Autor/in: Simone Lepetit (Rechtsanwältin), 12.12.2006