Kinostart: 03.11.2022 Verleih:Wild Bunch Germany Regie: Christian Ryltenius, Tomas Tivemark Drehbuch: Peter Arrhenius nach Motiven der Bilderbuchreihe von Jujja Wieslander und Sven Nordqvist Darsteller/innen: Rachel Mohlin, Johan Ulveson, Tiffany Kronlöf u.a. (Sprecher/-innen) Laufzeit: 65 min, Deutsche Fassung, OmU Format: digital, Farbe FSK: k.A. Altersempfehlung: ab 5 J. Klassenstufen:Vorschule bis 3. Klasse Themen:Heimat, Reisen, Freundschaft, Tiere Unterrichtsfächer:vorfachlicher Unterricht, Deutsch, Musik, Kunst, Lebenskunde/Religion
Mama Muh tut viele Dinge, die für eine Kuh außergewöhnlich sind. Sie spricht, beherrscht den aufrechten Gang, kann einen Handstand oder rutscht eine Wasserrutsche herunter. Die mit ihr befreundete Krähe Krah ist solchen Abenteuern abgeneigt und fordert, dass Muh sich wie eine "stinknormale Kuh" verhält. Der Wunsch rückt in weite Ferne, als Muh eine namenlose Storchendame kennenlernt, die den Sommer über im Wald neben dem Bauernhof nisten will. Als Zugvogel kommt die Störchin "von überall her", ihre Berichte von Wüsten, exotischen Tieren und fernen Städten wecken Muhs Reiselust. Das regt Muh, Krah und die Störchin an, ihre Vorstellungen von einem richtigen Zuhause auszutauschen. Die Krähe findet die Veränderungen anstrengend und sorgt sich um die Verbindung zu Muh, die tatsächlich auf Wanderschaft gehen will.
Der schwedische Kinderfilm Mama Muh und die große weite Weltadaptiert bruchlos die auch hierzulande sehr populären Bilderbücher von Jujja Wieslander und Sven Nordqvist. Die animierteZeichentrickoptik und der beschauliche Inhalt des 65-minütigen Films sind konsequent auf das junge Zielpublikum zugeschnitten. Christian Ryltenius und Tomas Tivemark setzen den idyllischen Bauernhof nebst See, Wald und Wiese stimmungsvoll in Szene. Zu den Bildern ertönt eine fröhliche, teils um Gesang ergänzte Musik. Die Handlung entfaltet sich in kleinen Episoden, die das Beziehungsgeflecht und die unterschiedlichen Heimatvorstellungen der drei Hauptfiguren verhandeln. Die übersichtliche Gestaltung ist ebenso kindgerecht wie die Mischung aus lustigen und nachdenklichen Szenen; auch die deutsche Synchronisation gefällt.
Die einfache Umsetzung eignet sich für eine erste Einführung in Filmsprache. Auffällig sind die vielen Porträt- und Nahaufnahmen, die alle Aktionen übersichtlich auflösen. Dazu passt es, dass Gespräche meist in einer gemeinsamen Einstellung stattfinden – und nicht wie üblich in Schüssen und Gegenschüssen. Vereinzelte Ich-Perspektiven zeigen Muhs Sicht, die Gefühlslagen werden mit klarer Mimik oder eindeutigen Liedtexten wie "Bin so traurig, dass ich weine" vermittelt. Vertieft werden können die Beobachtungen mit Blick auf die Bücher und die schwedisch-deutsche Trickserie Mama Muh und die Krähe (2009-2010), zu der ein Fernsehfilm gehört. Inhaltlich regt die Leitfrage des Films eine Diskussion an: Was ist ein Zuhause? Zwischen Fern- und Heimweh offeriert das Drehbuch verschiedene Ansätze. Ein weiteres Thema ist die Freundschaft zwischen den Tieren, die sich in gegenseitiger Inspiration und Eifersüchteleien zeigt. Interessanterweise hat die zugereiste Störchin – wie die Krähe in den Büchern – keinen Namen, während sie Muh und Krah mit freundschaftlichen Kosenamen bedenkt.
Dieser Text ist eine Übernahme des VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Christian Horn, 01.11.2022, Vision Kino 2022.