Dima ist ein Russlanddeutscher, der in seiner Kindheit von Nowosibirsk nach Berlin gezogen ist. Hier ist er nun meistens mit seinen russischen Freunden zusammen - leider mit zwielichtigen. Gemeinsam mit ihnen und angeführt von dem Gangsterboss und Kunstliebhaber Georgij begeht er eines Tages einen schweren Raubüberfall und landet im Gefängnis. Wieder in Freiheit, will Dima aus allen kriminellen Geschäften aussteigen und einen Neuanfang in Russland wagen. Doch dann lernt er Nadja kennen, eine deutsche Kunststudentin aus reichem Hause. Die beiden verlieben sich und Dima beschließt, in Berlin neu anzufangen. Das ist jedoch nicht einfach: Nadjas Umfeld reagiert misstrauisch, weil er ein Exhäftling ist. Vor allem aber ist ihm Georgij auf den Fersen: Sie haben eine offene Rechnung zu begleichen. Als parallel dazu Nadjas Kunstprofessor ermordet wird, gerät die Beziehung zwischen ihr und Dima in eine schwere Vertrauenskrise.
Oberflächlich betrachtet wirkt die ästhetische Umsetzung des Films unauffällig. Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch auf, dass eine außergewöhnlich dichte Konsistenz vorherrscht und der Film von deutlichen Motiven geprägt wird. Das wichtigste Leitmotiv sind Treppen und Leitern, die in verschiedenen Zusammenhängen auftauchen und jeweils als Sinnbilder zu verstehen sind. So wie sie dem Sujet der biblischen Himmels- bzw. Jakobsleiter entstammen, gibt es weitere Darstellungen und Bildkompositionen, die biblischen Erzählungen entlehnt sind, zum Beispiel dem Sündenfall. Andere bedeutsame Motive, die in Variationen auftauchen und durch einen tiefen Sinngehalt miteinander verwoben werden, sind das Kartenspiel, das Spiel generell, Kunstformen wie Theater, Malerei, Fotografie und Film sowie Wertgegenstände wie antike Münzen und Schmuck.
Der Film verbindet mehrere zentrale Themenkomplexe miteinander, an die sich in pädagogischer Arbeit gut anknüpfen lässt. Zunächst geht es um das Leben zwischen zwei Kulturen, um Vorurteile, Stigmatisierungen und die Frage nach der eigenen Zugehörigkeit. Deutlich wird dies schon an der Namensgebung von Dima. In Deutschland wird er Dietmar genannt, von seinen russischen Freunden (in Berlin) jedoch "Nemez", was übersetzt "der Deutsche" heißt. Die Thematik der Identitätssuche ist eng verbunden mit dem Thema der Wahrhaftigkeit sowie mit einer generellen Frage nach Werten. Dima begeht den Diebstahl, weil er seinem Vater die Selbstständigkeit ermöglichen will. Später wird es für ihn zu einem wichtigen Wert, seinen eigenen Weg zu gehen. Im Gegensatz zu seinen Freunden achtet er von Beginn an in hohem Maß menschliche Werte und seine Orientierung an Materiellem wandelt sich schließlich zu einer Wertschätzung von Liebe und Güte. Auch die Kunst bekommt für ihn eine neue, nämlich immaterielle Bedeutung. Der soziale "Aufstieg" steht für ihn am Ende nicht mehr im Zentrum. In der Schlussszene klettert er eine Leiter hoch zu dem Ort, wo er innerlich "hingehört": Die Dachgeschosswohnung, in der Nadja lebt.

Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Lisa Gadatsch, 04.06.2013, Vision Kino 2013.