Inhalt
Charo hat noch ganz andere Probleme als sie für Teenager ihres Alters üblich sind: Sie lebt mit ihrer Mutter und einer kleinen Ersatzfamilie illegal in Deutschland. Charo ist eine sehr gute Schülerin, aber der Wechsel zur Oberschule ist ohne Papiere mehr als problematisch. Als auch noch ihre Mutter von der Polizei aufgegriffen wird und binnen 14 Tagen Deutschland verlassen muss, weiß Charo nicht mehr weiter. Sie möchte nicht zurück nach Kolumbien, wo sie keine anderen Zukunftsaussichten erwarten, als auf der Straße Obst zu verkaufen. Und ohne ihre Mutter möchte sie allerdings auch nicht in Deutschland bleiben. Mit niemanden kann Charo über diese Probleme reden, denn niemand darf von der Illegalität erfahren. Ganz allein muss Charo um ihre Zukunft in Deutschland kämpfen.
Umsetzung
Frieder Schlaich verbindet das eher alltägliche Sujet der Pubertät mit dem besonderen Thema der Illegalität. Der Film beruht auf einer wahren Geschichte und erzählt unaufgeregt, aber doch emotional von einer 13-Jährigen, der es manchmal schwer fällt, bereits so erwachsen zu agieren, wie es ein Leben in der Illegalität erfordert und die gezwungen ist, verschiedene Rollen zu spielen. Solide und gradlinig inszeniert Schlaich seinen Film, der ein überaschendes Ende findet. Besonders emotionale Situationen werden durch originelle, gezeichnete Einschübe dargestellt. Die sympathische, erfrischend und natürlich spielende Hauptdarstellerin bietet sich einem jungen Publikum zur Identifikation an und wird es fesseln können.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
"Kein Mensch ist illegal" – ist das so? Wie viel Einwanderung verträgt unsere Gesellschaft? Berücksichtigen die Gesetze zu wenig individuelle Unterschiede der Illegalen? Diskussionsstoff über diese politischen Fragen bietet der Film genug. Besonders die Forderungen von Flüchtlingen und Asylbewerbern, die in Refugeecamps in Deutschland und Österreich auf ihre Situation aufmerksam machen, können dabei als aktuelle Grundlage dienen. Gesprochen werden kann zudem über das Recht auf Bildung, das in der von Deutschland unterzeichneten Kinderrechtskonvention verbrieft ist. Wie wird dieses Recht umgesetzt und inwiefern gilt es auch für Kinder ohne gesicherten Aufenthaltsstatus? Schließlich bietet sich auch eine genaue Betrachtung der Figur Charo an. Sie weiß oft nicht, wem sie vertrauen kann und ist dadurch gezwungen, oft zu lügen. Noch nicht einmal ihrer besten Freundin vertraut sie sich an. Ist das zu rechtfertigen und wie könnte sich das auf Charos Leben und Erleben auswirken?

Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Sabine Genz, 16.07.2012, Vision Kino 2012.