Für Monty Brogan tickt die Uhr, denn seine Zeit in der Freiheit läuft ab. In 25 Stunden wird sich das Leben des smarten Edel-Dealers radikal verändern, denn er muss als Opfer einer fiesen Rauschgiftintrige für sieben Jahre hinter Gitter. An seinem letzten Tag in Freiheit besucht der gebildete Gangster seine Freundin, die er verdächtigt, ihn an die Polizei verraten zu haben, er trifft seinen irischstämmigen Vater, einen bodenständigen Feuerwehrmann, und feiert mit Kumpels noch einmal in den New Yorker Bars. Der ausgedehnte Abschied wird zu einer melancholischen Odyssee durch ein pulsierendes New York, dessen Wunden nach den Terroranschlägen des 11. September noch frisch sind. – Mit seinem 14. Spielfilm ist dem renommierten US-Regisseur Spike Lee sein bester Film nach vielen Jahren gelungen und dafür hat er im Wettbewerb der Berlinale 2003 viel Lob bekommen. Nach zahlreichen politischen Thesenfilmen gegen die Diskriminierung der Schwarzen in den USA legt er mit der Verfilmung eines Romans von David Benioff nun eine sensible Filmelegie und differenzierte Charakterstudie vor, die zum Nachdenken auch über die Folgen des 11. September für das Leben der New Yorker Bürger anregt. Der eingefleischte New Yorker Regisseur macht seiner Heimatstadt damit zugleich eine anrührende Liebeserklärung. Ein Meisterwerk der Ironie ist die rhetorische Sequenz, in der Monty mit Blick in den Spiegel verzweifelt sämtliche New Yorker Bürgergruppen beschuldigt, an seinem Elend schuld zu sein. Eine überraschende Pointe gelingt Lee am Schluss, wenn der Gangster, der als Weißer schlimme Torturen in einer von Schwarzen dominierten Haftanstalt befürchtet, sich eine sentimentale Fluchtlösung ausmalt. Maßgeblichen Anteil an der Kraft der mitreißenden Inszenierung hat der Hauptdarsteller Edward Norton ( Fight Club ), der damit für den Oscar nominiert wurde.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.05.2003