Ein polnischer Regisseur dreht für eine deutsche Produktionsfirma in der Ostslowakei einen Dokumentarfilm über einen amerikanischen Pop-Art-Künstler, der aus dem Dreiländereck Slowakei, Polen und Ukraine stammt. In puncto Internationalität ist Stanislaw Muchas Dokumentarkomödie Absolut Warhola dem Weltrang des Malers Andy Warhol allemal angemessen. Mucha, der auch das Buch schrieb und den Schnitt besorgte, wandelt in zwei slowakischen Provinznestern auf den Spuren des vor langer Zeit nach New York ausgewanderten Künstlers, dessen zurückgebliebene Verwandte ihren "Andrijku" lange für einen Anstreicher hielten. Dazu passt der Bericht einer Cousine, dass man seinerzeit in Unkenntnis ihres Werts aus seinen Originalzeichnungen kurzerhand Papiertrompeten für die Kinder bastelte. Solche Kuriositäten entdeckt Mucha mit einer gehörigen Portion Spürsinn und viel Geduld reihenweise bei seinen Streifzügen durch die Dörfer, deren post-sozialistische Tristesse darin gipfelt, dass in dieser vergessenen Gegend selbst mit einer teuren Antenne nur ein einziges, verrauschtes Fernsehprogramm zu empfangen ist. – Zuweilen geraten die Plaudereien alkoholkranker Dörfler und alterskluger Mütterchen allerdings zu lang oder driften in ein klischeehaftes Typen-Panoptikum ab. Scheinbar beiläufig hat Mucha in die skurrilen Szenenfolgen präzise Beobachtungen des sozialen Zündstoffes eingestreut, der sich hinter der Fassade der Resignation oder lakonischen Lässigkeit ansammelt: offene Ausgrenzung der Zigeuner, verdrängte Strahlenfolgen des nahen Tschernobyl, hohe Arbeitslosigkeit und anhaltende Landflucht, da liegt der Griff zu "Absolut Wodka" nicht fern. Beim 44. Festival für Dokumentarfilme in Leipzig 2001 hat der Film neben dem Publikumspreis auch den Don Quijote-Preis und den Preis für die beste Kameraführung erhalten.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.11.2001