Die Kleinstadt Trebinje, zur Zeit des Bosnienkrieges: Aus reiner Willkür attackieren und misshandeln serbische Soldaten den muslimischen Kioskbesitzer Haris mitten auf dem Marktplatz. Marko, ebenfalls ein serbischer Soldat, ermöglicht dem Opfer die Flucht, indem er mutig dazwischen geht, im Gegenzug prügeln die Soldaten ihn zu Tode. Zwölf Jahre später kreuzen sich die Wege einiger Betroffener: Ein Chirurg, der Zeuge des Verbrechens an seinem Freund wurde, erkennt den Anführer der Schlägerbande wieder, der von ihm eine lebensrettende Operation verlangt. Bei dem Vater des Ermordeten bewirbt sich nichts ahnend der Sohn eines der Mörder um Arbeit, und der inzwischen in Deutschland lebende Haris verhilft Markos ehemaliger Verlobter und ihrem kleinen Sohn zur Flucht vor ihrem brutalen Ehemann.
Mit psychologischem Einfühlungsvermögen und aufwühlenden Bildern schildert Srdan Golubović, wie die Betroffenen eines Verbrechens, und einer selbstlosen Heldentat, mit den Schatten der Vergangenheit umgehen. Seine Inszenierung einer Geschichte, die auf realen Ereignissen beruht, besitzt dank Originalschauplätzen und lebensnahen Figuren dokumentarische Schärfe. Die entscheidende Schlüsselszene wird zu Beginn jedoch nicht ganz gezeigt, sondern erst am Schluss nachgeliefert, so dass sich der brutale Mord nur indirekt aus den Dialogen und Geschehnissen nach dem Zeitsprung ableiten lässt. Diese
elliptische Erzählweise erschwert das Verständnis der komplexen, sich aus mehreren parallel geführten Strängen zusammensetzenden Handlung, trägt aber auch zum Spannungsaufbau bei.
Das vorbildliche Verhalten des jungen Soldaten prädestiniert
Circles als wertvolles Medium zur Vermittlung von Werten, zumal man in vergleichbare Situationen auch im deutschen Alltag hineingeraten kann, denkt man etwa an den Münchner Dominik Brunner, der 2009 in einer U-Bahn Zivilcourage zeigte und im Zuge dessen ermordet wurde. Diskussionswert sind die moralischen und ethischen Fragen, die Markos Vater aufwirft: War der Tod seines Sohnes sinnlos oder zieht er Kreise wie ein ins Wasser geworfener Stein? In Rollenspielen können Schüler/innen erproben, wie sie selbst sich verhalten würden, und ihre Erfahrungen anschließend bewerten. Darüber hinaus regt der Film dazu an, den Balkankrieg in seinem politischen Kontext zu erschließen und zu erörtern, welche Lehren sich im Hinblick auf aktuelle Krisen aus ihm ziehen lassen.
Autor/in: Kirsten Liese, 15.04.2014
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