Inhalt
Im Jahr 1738 erblickt Jean-Baptiste Grenouille unter unwürdigen Umständen auf dem Pariser Fischmarkt das Licht der Welt. 22 Jahre später wartet der mit einem perfekten Geruchssinn ausgestattete Außenseiter, dem seine Mutter bei der Geburt keine Überlebenschancen gab, in der südfranzösischen Stadt Grasse auf seine Hinrichtung, nachdem er insgesamt 14 junge Mädchen ermordet hat. Der Film nach dem Weltbestseller von Patrick Süskind erzählt die Geschichte dieses Mörders, der die Obsession hatte, den Duft junger Frauen zu konservieren.
Umsetzung
Regisseur Tom Tykwer ist eine optisch ansprechende Umsetzung der literarischen Vorlage gelungen, in der das für das Thema so wichtige Duftempfinden durch visuelle und akustische Stimulation angeregt wird und auch die Darstellerleistungen voll überzeugen. Trotz des historisch verorteten Stoffes und der darauf abgestimmten Kostüme und Ausstattungsdetails wirkt die Inszenierung nicht wie ein typischer Kostümfilm, sondern sehr modern und zugleich authentisch. Stimmig auch die amoralische Hauptfigur, die sich in ihren autistischen Zügen niemandem mitteilen kann und sich allein durch ihr Handeln und nonverbale Verhaltensweisen dem Publikum erschließt. Ein Off-Erzähler überbrückt das, was sich allein mit Bildern nicht erzählen lässt.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Der Film ist eine gelungene Romanadaption und zeigt beispielhaft die dramaturgischen Lösungsversuche, einen schwierigen Charakter in den Mittelpunkt einer Filmhandlung zu stellen, der sich seiner Umwelt weder voll erschließt noch unsere Sympathie gewinnt. Neben sozialkritischen und gesellschaftspolitischen Aspekten jener Zeit lassen sich auch existenzielle Fragen der Identitätsfindung und Persönlichkeitsentwicklung erörtern, insbesondere die Bedingungen der Herausbildung von Moralvorstellungen und ethischem Empfinden. Auch das Thema des Geruchsempfindens, beziehungsweise der olfaktorischen Realitätsverarbeitung kann interessante Anknüpfungspunkte bieten.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
29.09.2006, Vision Kino 2006.