In den Kriegswirren des Jahres 1943 verliebt sich die junge Schottin Charlotte Gray in den britischen Kampfflieger Peter. Als dieser über Frankreich abgeschossen wird, lässt sich Charlotte von der britischen Regierung zu einem Nachrichtenkurier ausbilden, um der französischen Résistance vor Ort gegen die deutsche Besatzung zu helfen. Auf diese Weise hofft sie, ihren als verschollen gemeldeten Geliebten wiederzufinden. In Frankreich begegnet sie dem Widerstandskämpfer Julien und verliebt sich in ihn. Nachdem sie bei der Gestapo aufgeflogen sind, trennen sich ihre Wege auf der Flucht. Nach dem Krieg reist Charlotte erneut nach Frankreich, diesmal um Julien zu suchen. – Unverkennbar erzählen Frauen dieselbe Geschichte oft ein wenig anders, als Männer. Gillian Armstrongs Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Sebastian Faulks konzentriert sich weniger auf die äußere Bedrohung, als auf die Gefühlswelt von Charlotte, die in einer gesellschaftlichen Extremsituation in der Liebe zu zwei Männern hin- und hergerissen wird. Es ist bei einem Film nicht unproblematisch, wenn er den Krieg als Reifungsprozess eines Menschen darstellt und wie in diesem Fall sogar als einmalige Chance, durch ihn den Partner für das Leben zu finden. Cate Blanchett verleiht ihrer Figur aber emotionale Tiefe und Armstrong vermeidet überzogenen Patriotismus. Selbst der Widerstandskampf wird nicht wie so oft glorifiziert, sondern unter anderem in einer aberwitzigen Spionage-Szene kritisch dargestellt.
Autor/in: Holger Twele, 01.12.2002