Nach Unter Null und American Psycho kommt nun mit Die Regeln des Spiels die dritte Verfilmung eines Romans des US-Skandalautors Bret Easton Ellis in die hiesigen Kinos. Roger Avary, bekannt als Ko-Drehbuchautor von Quentin Tarantinos Pulp Fiction , hat sich des 1987 veröffentlichten Buchs angenommen, das ein düsteres Bild des moralisch verwerflichen Lebens reicher amerikanischer Studenten in den 1980er Jahren zeichnet. Im Mittelpunkt stehen Sean, Paul und Lauren. Der oberflächliche Gelegenheits-Dealer und Frauenheld Sean verliebt sich ausgerechnet in die scheue Lauren, die als Jungfrau noch immer auf den Traumprinzen wartet. Lauren war früher mit dem bisexuellen Paul liiert, der sich wiederum zu Sean hingezogen fühlt. An einer unerfüllten Neigung zu Sean leidet auch die unscheinbare Kelly, die ihm anonyme Liebesbriefe schreibt und sich am Ende die Pulsadern aufschneidet. Das illustre Beziehungsgeflecht wird ergänzt von Begegnungen der Protagonisten mit einer nymphomanen Kommilitonin, mit Pauls tablettensüchtiger Mutter, einem zynischen Studenten mit schrillen Europa-Erfahrungen und einem drogengeilen Dozenten. – Über 15 Jahre soll sich Avary mit dem Stoff beschäftigt haben, um den passenden filmischen Zugang zu finden. Die krampfhafte Suche nach formaler Originalität ist seinem zweiten Film (nach Killing Zoe ) auch anzumerken. Wirkt die geteilte Leinwand bei der ersten romantischen Begegnung zwischen Sean und Lauren stilistisch noch überzeugend, geraten die Wiederholungen, die mit den Rückblenden in die Vorgeschichten der drei Hauptfiguren verbunden sind, eher albern und bemüht. Solide Schauspielerleistungen entwerfen einen nihilistischen studentischen Mikrokosmos auf der Leinwand, der von Sex, Drogenexzessen, Egozentrik und Intrigen dominiert wird. In Avarys prätentiöser Collage schafft es dieses Ensemble aber nicht, die weitgehend eindimensionalen Figuren mit Leben zu füllen und dem Publikum emotional näher zu bringen.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.05.2003