Kroatien, in den 1930er-Jahren: Nach dem Tod seiner alleinerziehenden Mutter gelangt der 12-jährige Branko auf der Suche nach seinem Vater in ein idyllisches Küstenstädtchen. Kaum angekommen, wird der ausgehungerte Junge auf Betreiben des skrupellosen Fischgroßhändlers Karaman wegen angeblichen Diebstahls ins Gefängnis gesperrt. Die vierzehnjährige Rote Zora, Anführerin einer Bande von Waisenkindern, befreit Branko und nimmt ihn mit zu ihrem Unterschlupf, einer Burgruine. Verfolgt von Karaman und dem korruptem Bürgermeister, muss die Bande jedoch fliehen und versteckt sich bei dem alten Fischer Gorian. Auch dieser wird von Karaman unter Druck gesetzt, der sich Gorians Fanggründe unter den Nagel reißen will. Während die Kinder Gorian bei der Fischerei helfen, trifft sich Branko heimlich mit Zlata, der hübschen Bürgermeistertochter, die ihm Geige spielen beibringen will – und übersieht Zoras schüchternen Annäherungsversuche.
Die Verfilmung des bekannten Jugendbuchklassikers
Die Rote Zora und ihre Bande, den der kommunistische Schriftsteller Kurt Kläber 1941 unter dem Pseudonym Kurt Held veröffentlichte, wartet mit einer wildromantischen mediterranen Kulisse und prominenten Schauspielern/innen auf. Und doch wirkt die Literaturadaption stellenweise oberflächlich inszeniert, indem zum Beispiel die Erwachsenen vorwiegend als überzeichnete Stereotypen auftreten, allen voran Ben Becker als meist schreiender Bösewicht Karaman. Holzschnittartig umgesetzt ist auch Kurt Helds klassenkämpferischer Grundton: Der Film sortiert die Welt ein wenig plump in böse Reiche und gute Arme. Dennoch bietet sich dem kindlichen Zielpublikum ein sehr breites Themenspektrum dar, das von Gerechtigkeit und Solidarität, über die Schwierigkeiten moralischen Handelns bis zu den Gefühlsverwirrungen der ersten Liebe reicht. Durchgängig plädiert der Film für Mut und emanzipatorische Tatkraft. Besonders für Mädchen verkörpert die selbstbewusste rothaarige Zora, angeblich das Vorbild für Pippi Langstrumpf, eine attraktive Identifikationsfigur. Und schließlich ist der Film trotz des nostalgischen Ambientes durch sein Kernthema näher an der aktuellen Realität obdachloser Straßenkinder als manch gegenwartsbezogener Kinderfilm.
Autor/in: Birgit Roschy, 18.01.2008
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