Die vermögende junge Hausfrau Federica leidet an ihrem Reichtum und der Langeweile. Es bedrückt sie, nicht für ihren Lebensunterhalt arbeiten zu müssen. Die Schuldgefühle werden durch die voraussichtliche große Erbschaft ihres im Sterben liegenden Vaters noch verstärkt. Zerstreuung sucht sie beim Ballettunterricht und beim Schreiben von unveröffentlicht bleibenden Büchern und Manuskripten, in denen sie ihre Fantasiewelt entwirft, in der alles perfekt und wohl geordnet ist. Als ihr Freund mit ihr eine Familie gründen will, fühlt sich Federica überfordert, zumal sie eine Affäre mit einem Anderen hat. Damit nicht genug: Ihre Schwester, die sich einer Psychoanalyse unterzieht und vermutlich das Ergebnis eines mütterlichen Seitensprungs ist, projiziert ihre ganzen Schmerz- und Hassgefühle auf Federica. –Die erste Regiearbeit der Schauspielerin Valeria Bruni-Tedeschi ist zwar vordergründig nicht politisch ambitioniert, vermittelt aber auf subtile Weise, dass es auf der Welt sozial gerechter zuginge, wenn Millionäre/innen bereit wären, einen Teil ihres Vermögens an sozial Schwächere abzugeben. Beispielsweise schlägt Federicas Finanzberaterin in einem Gespräch vor, diese könne doch mit ihrem überflüssigen Geld "ein Kranken- oder Waisenhaus in der Dritten Welt" bauen lassen. Federicas Leidensdruck ist allerdings auch religiös bestimmt, nachdem ihr Beichtvater sie ermahnte, "eher gehe ein Kamel durchs Nadelöhr" (daher auch der Titel), als dass ein Reicher in den Himmel komme. In Rückblenden erzählt der Film mit leicht ironischem Unterton, wie Federica als Kind entführt wurde und alles gut ausging, weil die kommunistischen Idealen aufgeschlossene Familie nicht nur bereit war, den Kidnappern das Lösegeld zu zahlen, sondern sie auf Wunsch Federicas gar noch zum Essen einlud. Federica ist angesichts ihrer Sensibilität und ihrer musischen Neigungen eher eine Außenseiterin, die von der Regisseurin und gleichzeitig Hauptdarstellerin zum (utopischen) Vorbild für alle Reichen stilisiert wird.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.02.2004