In Michael Kliers viertem Spielfilm begegnen sich die junge Karla und der ältere Axel im Krankenzimmer zweier im Koma liegender Unfallopfer, ihrer Schwester und seinem Sohn. Trotz unterschiedlicher Lebenserfahrungen haben Karla und Axel etwas gemein: die Angst, sich preiszugeben, die Schwierigkeit, Gefühle zu äußern, ein Verschlossensein und eine traurige Verlorenheit. Beide sind vor etwas davongelaufen, Axel vor einer müden Ehe und seiner Verpflichtung dem Sohn gegenüber, Karla vor einengender familiärer Geborgenheit und der trostlosen Existenz im Reihenhaus. Beide gehen auf ihre Weise mit der Situation um, versuchen durch einen Rückblick in die Vergangenheit die Gegenwart zu bewältigen. – Trotz zarter Annäherung gibt es kein Happy End. Farland liegt in Brandenburg und Karla ist in den Westen gegangen, kommt nur zur Stippvisite in den Ort zurück. Durch ihre Augen betrachtet man diese Stadt, einen Schauplatz seelischer Unbehaustheit. "Die Unwirtlichkeit der Städte", Ende der 1960er Jahre vom Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich beschworen, erhält hier eine neue Dimension. Alle Protagonisten/innen sind auf der Flucht, auch wenn sie vorgeben, daheim zu sein. Klier erzählt von Menschen, denen das Leben Wunden geschlagen hat, die aber aus ihrer Lethargie aufwachen und sich entscheiden. Dabei gelingt ihm eine beeindruckende Studie über die Einsamkeit des Individuums.
Autor/in: Margret Köhler, 01.08.2004