Der 17-jährige Hallam lebt bei seinem wohlhabenden Vater Julius in einem Herrenhaus in den schottischen Highlands. Zwei Jahre nach dem Tod seiner Mutter will er noch immer nicht glauben, dass sie Selbstmord begangen hat. Er verdächtigt seine attraktive Stiefmutter Verity, sie ermordet zu haben. Um Belege für seine Theorie zu finden, spioniert er ihr und den anderen Anwesenden auf dem Landsitz seines Vaters mit einem Fernglas hinterher. Als Verity ihn schließlich verführt, weicht Hallam nach Edinburgh aus. Dort begegnet er der Personalmanagerin Kate, die seiner Mutter täuschend ähnlich sieht. Spontan heuert er als Küchenjunge in dem Hotel an, in dem sie arbeitet. Jeden Abend beobachtet er Kate von einem Kirchturm aus in ihrem Apartment. So findet er heraus, dass sie ein Verhältnis mit dem verheirateten Hotelmanager hat. Mit einer List schaltet Hallam seinen Rivalen rasch aus und landet schließlich im Bett der lebenslustigen Angebeteten.
David Mackenzies vierter Spielfilm konfrontiert das Publikum mit ödipalen Komplexen, erotischen Phantasien und den vielfältigen Problemen eines Heranwachsenden. Die auf Hitchcocks Spuren wandelnde Inszenierung pendelt zwischen Teenagerdrama und Psychothriller und entfaltet dank glänzender darstellerischer Leistungen beachtliche Unterhaltungsqualitäten. Im Vergleich zu den beiden düster-abgründigen Vorgängerfilmen
Young Adam (2004) und
Stellas Versuchung (2005), die ebenfalls der Verbindung von Sex und Crime nachspürten, ist das neue Werk des schottischen Regisseurs erheblich heiterer ausgefallen, ja weist gelegentlich sogar märchenhafte Züge auf. Zudem überrascht Mackenzie mit einem flotten Britpop-Soundtrack, zu dem die angesagte Band Franz Ferdinand den Titelsong liefert und der besonders junge Zuschauende musikalisch ansprechen dürfte. Formal und inhaltlich variiert der Film gängige Coming of Age Erzählmuster, die auch für den Schulunterricht spannende Diskussionsansätze liefern können: Außenseitertum, Ablösung vom Elternhaus, erste sexuelle Erfahrungen, Konfrontation mit einem Trauma, Aufbruch zu neuen Ufern. Allerdings bleiben die psychologischen Ansätze zur Charakterisierung und Erklärung von Hallams seltsamem Verhalten ein wenig oberflächlich.
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Autor/in: Reinhard Kleber, 29.08.2007