Lord Voldemort wird immer mächtiger: Seine Todesser haben das Zaubereiministerium und das Internat Hogwarts unter ihre Kontrolle gebracht. Andersdenkende und Muggelfreunde werden verfolgt, weggesperrt oder getötet. Umso energischer verfolgt der Dunkle Lord nun seinen Erzfeind Harry Potter. Als Voldemorts Schergen die Hochzeitsgesellschaft von Rons Bruder Bill sprengen, sind Harry, Ron und Hermine auf sich allein gestellt. Um Voldemort besiegen zu können, müssen sie seine Horkruxe finden, in denen er Teile seiner Seele eingeschlossen hat, was ihn unsterblich macht. Die jungen Zauberer stoßen nach etlichen Abenteuern auf die uralte Legende von den Heiligtümern des Todes. Diese könnten dem machtgierigen Voldemort zur ersehnten Unsterblichkeit verhelfen.
Angesichts der Stofffülle des siebten
Harry-Potter-Romans haben die Produzenten diesen auf zwei Filme verteilt – mit dem erwünschten Nebeneffekt, dass die einträgliche Filmreihe ein weiteres Jahr ausgewertet werden kann. Über weite Strecken nimmt
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1 den Charakter eines Road Movies an, wobei das Trio auf der Flucht vor dem protofaschistischen Regime durch einsame Wälder und feuchtkalte Landschaften wandert. Das führt zu einigen Längen, zumal die Suche nach Horkruxen, Heiligtümern und einem Zauberschwert umständlich ausfällt. In gewohnter Manier sorgen alle paar Minuten Angriffe der Finsterlinge für Action-Szenen mit erstklassigen
Spezialeffekten.
In Politik und Gemeinschaftskunde bietet es sich an, die ausführliche Darstellung der Machtergreifung Voldemorts zu erörtern. Mit Hilfe einer wachsenden Gefolgschaft baut er das Zaubereiministerium zur Machtbasis seiner Diktatur aus, wobei seine wie SS-Männer gekleideten Schergen auch vor Folter und Mord nicht zurückschrecken. Besonders eklatant zeigt sich der rassistische Unterton bei der Folterung Hermines: Die Hexe Bellatrix ritzt ihr das Schimpfwort "mudblood" (Schlammblut) in den Arm. Im Ethik-Unterricht kann die Legitimation des gewaltsamen Widerstands gegen ein Unrechtsregime diskutiert werden. Da diesmal viele liebgewonnene Figuren sterben, stellt sich die Frage, wann der Kampf gegen das Böse zu viele Menschenleben fordert. Im Deutsch- und Englischunterricht drängt sich ein Vergleich zwischen den fiktionalen Erzählformen Roman und Film auf, wobei etwa thematisiert werden kann, welche dramaturgischen Folgen die Zweiteilung des Films mit sich bringt.
Autor/in: Reinhard Kleber, 16.11.2010
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