Als Sophie in eine Wohngemeinschaft zieht und ihr Studium in Hamburg aufnimmt, beginnt ein aufregender Lebensabschnitt für die 21-Jährige. Doch die neue, berauschende Freiheit findet ein jähes Ende, als Sophie eine Krebsdiagnose mit geringen Überlebenschancen erhält. Während der stationär geführten Chemotherapie, die körperliche wie seelische Schmerzen mit sich bringt, verliert die junge Frau ihre Haare. Um dem Krankenbett zu entfliehen, kauft Sophie neun verschiedene Perücken, die jeweils unterschiedliche Aspekte ihrer Persönlichkeit hervorkehren: Eine ungehemmte Blondine, die brünette, zurückhaltende Stella oder die strenge Rothaarige – Sophie stillt ihren Lebensdurst auf ganz eigene Weise und kann die Erkrankung zeitweise verdrängen.
Unter Berufung auf die Niederländerin Sophie van der Stap, die ihr eigenes Krebsleiden zunächst in einem Internet-Blog und später in einem Bestseller verarbeitete, schaffen Regisseur Marc Rothemund (
Sophie Scholl – Die letzten Tage) und die Drehbuchautorin Kati Eyssen eine berührende Tragikomödie. Thematisch kreist
Heute bin ich blond um die Frage, in welcher Weise eine lebensbedrohende Erkrankung Einfluss auf die Psyche nimmt, wobei mit der debütierenden Lisa Tomaschewsky eine sympathische Hauptfigur im Zentrum steht. Untermalt von einem dynamischen
Soundtrack, unterstreicht die
Farbgebung die unterschiedlichen charakterlichen Facetten, die Lisa mit ihren Perücken betont. Auf spielerische Weise pendelt die Inszenierung zwischen Tragik und Komik, so dass der auf einer autobiografischen Schilderung basierende Film tatsächlich wie "aus dem Leben gegriffen" wirkt.
Für eine schulische Auseinandersetzung eignet sich die Identitätsthematik von
Heute bin ich blond in besonderem Maße. Eine Frage könnte lauten, welche Charakterzüge die neun Identitäten der Protagonistin jeweils auszeichnen und ob sich ein gemeinsamer Nenner – die "echte" Sophie – ausmachen lässt. Die Divergenz zwischen Innen- und Außenwelt spielt hier eine große Rolle und kann ein Gespräch über grundlegende Fragen zum Thema Individuum und Gesellschaft eröffnen. Die autobiografische Romanvorlage bietet darüber hinaus eine Behandlung der Textsorten Roman, Drehbuch und Internetblog an, wobei Theorien der Biografik und Literaturadaption eingebunden werden können. Nicht zuletzt eignet sich der Film für eine Analyse der filmischen Darstellung von Emotionen mit Hilfe von Farbgestaltung oder Musikuntermalung.
Autor/in: Christian Horn, 25.02.2013
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