Nach einem heftigen Streit mit ihrer Mutter hatte die 17-jährige Lene Hierankl, einem Gehöft im bayerischen Voralpenland, den Rücken gekehrt und war nach Berlin gezogen. Seitdem hatte sie kaum Kontakt mit ihren Eltern, die zwar noch zusammen auf dem Gehöft wohnen, aber längst ihre eigenen Wege gehen und mehr oder weniger heimlich in andere Liebesbeziehungen verstrickt sind. Nun kehrt Lene nach fünfjähriger Abwesenheit zurück an den Ort ihrer Kindheit, um den 60. Geburtstag ihres Vaters zu feiern. Dort begegnet sie einem weiteren Gast, der sich als gemeinsamer Studienfreund der Eltern vorstellt und noch vor Lenes Geburt offenbar eine Liebesbeziehung mit ihrer Mutter hatte. Lene fühlt sich von dem Fremden magisch angezogen. Ihre Affäre führt auf dramatische Weise zur Aufdeckung alter Familiengeheimnisse. – Selbst wenn das Drehbuch dieser verdrehten und reichlich unkonventionellen Familiengeschichte ein nicht sehr realistisches Bündel diverser Probleme und Beziehungskonstellationen auferlegt, wirken die daraus resultierenden Spannungen und Konflikte bei den Figuren glaubhaft bis ins Detail, nicht zuletzt dank hervorragender Darstellerleistungen, einer empfindsamen Kameraarbeit und der symbolkräftigen Landschaft des Chiemgau. Für seinen ersten langen Spielfilm konnte Regisseur Hans Steinbichler gleich auf eine ganze Riege renommierter Schauspieler/innen zurückgreifen. Das Ambiente, die Atmosphäre und das Timing stimmen ebenfalls in diesem bittersüßen Heimatfilm, der seinem Genre neue Impulse zu geben vermag.
Autor/in: Holger Twele, 01.11.2003