In einer verschlafenen Kleinstadt nördlich des Polarkreises wird eine 17-Jährige ermordet. Aus Los Angeles reisen die erfahrenen Polizisten Will und Hap nach Alaska, um die stockenden Ermittlungen voranzutreiben. Weil dort im Sommer die Sonne nie untergeht und Will deswegen nicht schlafen kann, gerät sein Urteilsvermögen manchmal ins Wanken. Bei der Verfolgung des mordverdächtigen Krimi-Autors Walter erschießt Will im Nebel anscheinend versehentlich Hap, der angekündigt hat, dass er in einem Ermittlungsverfahren der Polizeibehörde gegen Will aussagen will. Walter hat den tödlichen Schuss beobachtet und versucht, den Spitzencop zu erpressen. Wills Lage wird noch prekärer, als die intelligente Nachwuchspolizistin Ellie an ihrem großen Vorbild Will zu zweifeln beginnt und auf eigene Faust Recherchen anstellt. – Nach dem viel gelobten Filmkunstkrimi Memento beweist der junge britische Regisseur Christopher Nolan, dass er mit einem weitaus höheren Budget auch einen fesselnden Mainstream-Film inszenieren kann, in dem er die drei Oscar-Preisträger Al Pacino, Robin Williams und Hilary Swank zu Höchstleistungen führt. Vor allem Al Pacino stellt den allmählichen Persönlichkeitszerfall des vom Ehrgeiz zerfressenen Spitzenbeamten in Perfektion dar. In dieser Figur, deren Vorbildcharakter stetig unterminiert wird, bringt Nolan paradigmatisch den Widerstreit zwischen ethischem Anspruch und eigennütziger Indizienmanipulation, Pflichtgefühl und Karrieresucht, Gerechtigkeit und Rechtsstaat auf den Punkt. Die kriminalistischen Aspekte des mysteriösen Mordfalles rücken bei ihm zugunsten dieser faszinierenden Charakterstudie in den Hintergrund. Dass die Identität des Täters zu früh enthüllt und der Ausgang der Story dadurch allzu vorhersehbar wird, kann den Gesamteindruck nur geringfügig schmälern.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.10.2002