Alex und Marcus sind ein glückliches, junges Paar. Alex erwartet ein Baby. In Begleitung von Pierre, einem gemeinsamen Freund und Ex-Geliebten von Alex, besuchen sie eine Party. Marcus benimmt sich daneben, vollgepumpt mit Drogen macht er andere Frauen an. Verärgert verlässt Alex das Fest. Auf dem Nachhauseweg wird sie in einer Unterführung brutal vergewaltigt und zusammengeschlagen. Als Marcus und Pierre erfahren, was geschehen ist, machen sie sich auf den Weg, um den Vergewaltiger zu suchen und Rache an ihm zu nehmen. – Regisseur und Drehbuchautor Gaspar Noé erzählt nur scheinbar die geradlinige und einfache Geschichte dieser Rache. Vielmehr entwirft er in seinem Film ein düster-bedrohliches Szenario über das Animalische im Menschen und das unumkehrbare Fortschreiten des Lebens. In fünfzehn ungeschnittenen, mit wummerndem Sound unterlegten Einstellungen rollt er die Handlung chronologisch von hinten auf. So konfrontiert er den Zuschauer erst mit der Konsequenz des vorher Geschehenen, bevor er die Ursache dafür zeigt, was den Film nicht leicht zugänglich macht. "Die Zeit zerstört alles", ist das immer wiederkehrende Leitmotiv in dem nihilistischen Kunstfilm, der wegen der sehr realistischen Darstellung der Vergewaltigung und deren ebenso brutaler Vergeltung bei den Filmfestspielen von Cannes 2002 für einen Skandal sorgte. Angesichts dieser Szenen stellt sich die Frage, ob die künstlerisch-philosophische Auseinandersetzung mit der Abgründigkeit des Menschen eine derart realistische und über das Maß des Erträglichen hinausgehende Grausamkeit notwendig macht und rechtfertigt.
Autor/in: Stefanie Zobl, 01.09.2003