Experimente dieser Art finden sich leider allzu selten im deutschsprachigen Kino. Der österreichische Filmemacher Christian Frosch illustriert Texte aus den Briefen von Franz Kafka an seine Geliebte und spätere Verlobte Felice Bauer mit gleichnishaften Bildern. Er entwickelt rätselhafte Traumsequenzen und formt verstörende, teils surreale Ton- und Bildcollagen, in denen die beiden Schauspieler wie die Figuren in Kafkas Romanen und Erzählungen durch imaginäre Räume und Landschaften taumeln. Ein Sprecher aus dem Off liest ausgewählte Briefpassagen. Sie überlagern das als Stummfilm angelegte szenische Geschehen und bilden den Grundstein für eine Studie, die sich gleichermaßen um Authentizität wie um visuelle Eigendynamik bemüht. Konsequenterweise folgt K.aF.ka Fragment keiner stringenten Handlung und Erzählstruktur. Text und Bild gehen zwar assoziativ Verbindungen ein, bleiben aber weitgehend voneinander unabhängig. Der Film wird dem Anliegen gerecht, Kafka als einen Literatur-Besessenen zu zeigen, der den Zustand des Verliebtseins nur über das Schreiben kennen lernte, und es als unerträglich empfand, mit jemandem zusammenzuleben. Der Regisseur war gut beraten, die komplexe Beziehung zwischen dem berühmten Prager Schriftsteller und der Berliner Bürgertochter nicht im klassischen Sinn zu verfilmen. Dank ungewöhnlicher, überraschender Kompositionen gelingt eine Studie, die viele Interpretationen zulässt, und die Frosch selbst bescheiden als "Anordnung zu Kafka" bezeichnet.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.01.2003