Die Untersuchungen des Sexualwissenschaftlers Alfred C. Kinseys zum sexuellen Verhalten des Mannes galten in den 1940er-Jahren als bahnbrechend und beflügelten auch die sexuelle Revolution in den 1960ern. Mit detaillierten Fragebögen versuchte er, Sexualpraktiken und Hintergründe der Sexualität zu erforschen. Das Konzept der freien Liebe scheiterte jedoch in seiner eigenen Ehe und ebenfalls in den Beziehungen seiner Mitarbeiter/innen. Die Beschäftigung mit dem sexuellen Verhalten der Frau brachte ihm Anfeindungen, dazu war die Zeit offenbar noch nicht reif. Am Ende verzweifelte er an der Ignoranz und mangelnden Toleranz der Gesellschaft. – Regisseur Bill Condon zeichnet das Leben des umstrittenen Sexualforschers mit allen privaten und beruflichen Höhen und Tiefen nach und öffnet den Blick auf eine Epoche, in der das als heikel empfundene Thema noch tabuisiert wurde. Liam Neeson und Laura Linney als krisengeschütteltes Paar sind glaubwürdig, die Dialoge treffend, die Atmosphäre spiegelt das repressive Klima jener Zeit wider. Auch heute liefert der Kinsey-Report noch Diskussionsstoff.
Autor/in: Margret Köhler, 01.03.2005