Die New Yorker Zeitungsredakteurin Jessica Stein hat Torschlusspanik. Sämtliche Blinddates mit Männern enden in einem Desaster. Doch ihr frustriertes Single-Dasein möchte die 28-Jährige endlich aufgeben. In dieser ausweglosen Situation erscheint ihr eine sympathische Kontaktanzeige unter der Rubrik "Frau sucht Frau" als vielversprechende Alternative. Auch Helen, die dieses Inserat aufgegeben hat, ist keine erfahrene Lesbe. Wie Jessica war die Galeristin nach unzähligen lauen Affären mit Männern der Meinung, dass es an der Zeit sei, "ans andere Ufer" zu wechseln. Das beidseitige Experiment beginnt recht zögerlich und vorsichtig. Doch allmählich kommen sich die Frauen tatsächlich körperlich näher. – Als eine Komödie über frustrierte Karrierefrauen ist Kissing Jessica ein sympathisches Gegenstück zu Bridget Jones . Jessica ist emanzipierter als Helen Fieldings populäre Identifikationsfigur: trotz großem Leidensdruck geht sie keine faulen Kompromisse ein. Sie hat es weder nötig, sich in einem Playboy-Bunny-Kostüm lächerlich zu machen, noch einem gutaussehenden, aber chauvinistischen Traummann hinterher zu laufen. Dass sich die Wege zwischen Jessica und Helen am Ende trennen, heißt noch lange nicht, dass Frauenbeziehungen keine Chance haben. Regisseur Charles Herman-Wurmfeld nimmt hetero- und homosexuelle Beziehungen gleichermaßen ernst. Deshalb scheinen am Ende alle Spielarten möglich.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.07.2002