Der siebenjährige Liam lebt mit seiner irisch-katholischen Familie während der Wirtschaftskrise der 30er Jahre in Liverpool. Während der Vater in einer Werft arbeitet, verdient Liams ältere Tochter Teresa als Hausmädchen einer reichen, jüdischen Familie Geld zum Familienunterhalt hinzu. Die Familie gerät in eine Krise, als der Vater seinen Job verliert. Verbittert von seiner Ohnmacht gibt er den Juden die Schuld für seine scheinbar aussichtslose Lage und schließt sich den Faschisten an. Bei einem Brandanschlag auf die jüdische Unternehmerfamilie wird ausgerechnet Teresa getroffen. – Rund ein Jahr nach Alan Parkers Sozialdrama Die Asche meiner Mutter variiert Stephen Frears den Niedergang einer angelsächsischen Familie in den schweren Depressionsjahren. Dass die Inszenierung von Frears weniger melodramatisch und deprimierend ausfällt als die von Parker, liegt am naiven Blickwinkel des Protagonisten, aus dessen Sicht der Film weitgehend erzählt wird. So nehmen die auf unbarmherzige Disziplinierung ausgerichteten Erziehungsabsichten der katholischen Kirche und einer einschüchternden Lehrerin breiten Raum ein. Zugleich sorgt Liams unbestechlicher Blick aber auch für Momente mit typisch britischem Humor, der die Beschreibung von Armut und Zerfall auflockert. Nach einer eher statischen Exposition erreicht der Film in der zweiten Hälfte eine beachtliche dramatische Verdichtung. Getragen wird das stille Sozialdrama vor allem von ausgezeichneten Darstellern: dem jungen Anthony Borrows als Liam, Claire Hackett als unermüdliche Mutter und Ian Hart als Vater. Besonders hervorzuheben ist der scheinbare Stoizismus, mit dem Hart die sich langsam steigernde stumme Verzweiflung des Vaters ausdrückt, die schließlich in einen antisemitischen Gewaltakt mündet, der auf tragische Weise die eigene Familie zerbrechen lässt.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.12.2001