Chris Wilton, ein junger Tennislehrer, verschafft sich eine Anstellung in einem der nobelsten Clubs von London. Schnell bieten sich ihm weitere Aufstiegschancen, denn Tom, der Sohn des Hauses, freundet sich mit ihm an, und Chloé, dessen Schwester, wirft ein Auge auf ihn. Chris heiratet die junge Frau, verliebt sich aber in die weitaus sinnlichere Nola Rice, eine amerikanische Schauspielerin, die wiederum mit Tom verlobt ist. Als die Beziehung von Tom und Nola in die Brüche geht, beginnt Chris, der sich in seiner Ehe langweilt und von seiner Frau wegen eines Babywunsches unter Druck gesetzt fühlt, eine leidenschaftliche Affäre mit Nola. Diese verlangt bald klare Verhältnisse und fordert ihn auf, seine Ehefrau zu verlassen. Chris aber kann sich dazu nicht durchringen und plant ein Verbrechen. – Auf den ersten Blick wirkt Match Point wie eine unter Hunderten von Geschichten über unglückliche Ehen und Seitensprünge. Woody Allen, der schon von Hannah und ihre Schwestern über Eine Sommernachts-Sexkomödie bis zu Ehemänner und Ehefrauen Beziehungsprobleme zwischen Männern und Frauen reflektierte, wirft jedoch auch diesmal einen Blick jenseits der üblichen Klischees auf die Geschlechter. So ist Nola zwar blond und sexy, aber keineswegs naiv und dumm, sondern sogar cleverer und selbstbewusster als die brave, naive Ehefrau. So gesehen lässt sich Match Point auch als Gegenentwurf zu Adrian Lynes Thriller Eine verhängnisvolle Affäre betrachten, der vor erfolgreichen Single-Frauen warnte, die angeblich Ehen und Familien zerstören. Woody Allen dagegen nimmt selbstkritisch und mit psychologischem Scharfblick die Männer unter die Lupe und stellt fest, dass sie oftmals unfähig und feige sind, sich Konflikten zu stellen und mit ihren Geliebten und Ehefrauen fair umzugehen. Auch Humor und Spannung kommen in diesem Film nicht zu kurz, der sich gegen Ende zu einem nervenzehrenden Krimi ausweitet. Am Beispiel Chloés, die für ihre weibliche Selbstbestätigung und gesellschaftliche Anerkennung um jeden Preis schwanger werden will, erlaubt sich der Regisseur zudem augenzwinkernd eine kritische Fußnote zu Neurosen weiblichen Sexualverhaltens.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.12.2005