Die 46-jährige, geschiedene Wiener Bankbeamtin Margit scheint ihr Leben im Griff zu haben. Als ihr Sohn Hans die Russin Anna heiraten und mit ihr eine eigene Wohnung beziehen will, werden bei Margit Verlustängste und Machtansprüche wach. Ebenso trickreich wie skrupellos macht sie sich unentbehrlich, um ihre Position zu sichern. Auch Annas Familie, die zur Hochzeit aus Russland anreist, bleibt von ihren Aktivitäten nicht verschont. Margit will zwar alles richtig machen, inszeniert aber schließlich ein heilloses Chaos. – Die österreichische Autorin und Regisseurin Barbara Gräftner, eine promovierte Medizinerin und Psychotherapeutin, hat anscheinend zu viele Dogma-Filme gesehen. In ihrer Farce über eine Wiener Spießerin, deren Vorurteile durch eine Reihe von Störerfahrungen erschüttert werden, lässt sie den Kameramann Robert Winkler beliebig viele Wackelbilder drehen, selbst wenn die Dramaturgie es nun wirklich nicht erfordert. Die im Ansatz viel versprechende filmische Variation über das spannende Thema der kulturellen Konfrontation bleibt leider in der plakativen Darbietung antiquierter Klischees über die 'Russen' im Allgemeinen und die russische Familie im Besonderen stecken. Das Scheitern der doppelbödigen Groteske kann auch die Hauptdarstellerin Andrea Nürnberger nicht verhindern, die glaubhaft die innerliche Zerrissenheit einer Frau zwischen Liebenswürdigkeit und Herrschsucht verkörpert. 2002 erhielt der Debütspielfilm immerhin den Max Ophüls-Preis auf dem Filmfestival in Saarbrücken.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.03.2003