Ihre Scheidung und der Tod ihres einzigen Kindes haben die Schriftstellerin Sara in eine tiefe Krise gestürzt. Auftrieb geben ihr zwar der Erfolg ihres neuen Buches und die Bekanntschaft mit dem serbischen Musiker Bogdan, an den sie den Keller ihres Hauses vermietet hat. Doch der Selbstmord ihres Ex-Mannes reißt alte Wunden wieder auf und konfrontiert sie mit anderen Geliebten des Verstorbenen. Gespräche mit diesen Frauen lassen Vergangenheit und Gegenwart in einem neuen Licht erscheinen. Allein Bogdan vermag Sara zu zeigen, warum es sich trotz Schmerz, Enttäuschungen und Ernüchterungen zu leben lohnt. – Um Trauer, Abschied und die Kraft zum Weiterleben geht es in Musik für Hochzeiten und Begräbnisse . Trotz einer phasenweise sehr depressiven Heldin ist das norwegische Drama von Unni Straume nicht rundum pessimistisch. Der Schluss wirkt sogar recht hoffnungsvoll, denn der Protagonistin gelingt es, mit moralischen Konventionen zu brechen, sodass sie Schicksalsschläge besser bewältigen kann. Weil Sara im Gegensatz zu den anderen Frauen bereit ist, den Freitod ihres Ex-Mannes zu akzeptieren und ihn im Rückblick trotz seiner Seitensprünge und heimlich ausgelebten schwulen Affären von seinen guten Seiten betrachtet, bleiben ihr auch die schönen Erinnerungen an frühere Zeiten. Insgesamt gibt Musik für Hochzeiten und Begräbnisse verschiedene Antworten auf die Frage, ob das Herz oder der Verstand bestimmend für den Lebensweg ist. Geradezu beispielhaft bezeugt die Heldin Reife und Größe, indem sie den anderen Frauen ihres Ex-Mannes freundschaftlich und mitfühlend entgegen kommt.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.05.2004