Die Cello spielende Tamrin aus gutbürgerlichem Elternhaus und die malerisch begabte Streunerin Mona, die bisher von den Männern nur als Sexualobjekt ausgenutzt und mitunter auch von ihrem Bruder geschlagen wurde, fühlen sich magisch voneinander angezogen. Alsbald schwelgen sie im Gleichklang ihrer künstlerisch ambitionierten Seelen. Was Mona zunächst Halt und Orientierung in ihrem bisher chaotischen Leben gibt und ihren Bruder, der sein Heil in strenger Religiosität sucht, in Rage versetzt, endet beinahe in einer Katastrophe, als die Geschwister plötzlich eine ganz andere Seite an Tamrin entdecken. – Es zählt zu den großen Herausforderungen der Heranwachsenden, zwischen Schein und Sein, Liebe und Lüge, Vertrauen und Betrug unterscheiden zu lernen und einen eigenen Platz im Leben zu finden. Während Tamrin dank ihrer privilegierten Stellung in der Gesellschaft bereits ein klares Bewusstsein entwickelt hat und spielerisch herausfordernd mit der Realität und der Möglichkeit ihrer Beeinflussung umgeht, sind Mona und ihr Bruder noch ganz in ihren zurechtgelegten Illusionen gefangen und erleben am Ende ein böses, wenn auch heilsames Erwachen. Pawel Pawlikowski erzählt diese ungewöhnliche Coming-of-Age-Geschichte auf der Folie einer lesbischen Beziehung in atmosphärisch dichten Bildern und mit beeindruckenden Darstellern/innen als gelungene Synthese zwischen erotischem Liebesfilm und britischem Sozialdrama.
Autor/in: Holger Twele, 01.06.2005