Vor fünf Jahren wurde seine schwangere Frau Jule bei einem Unfall getötet. Nun will der Feinmechaniker Robert ein neues Leben anfangen. Von Köln aus reist er nach Sachsen, wo er seine Ersparnisse in Münzfernrohre investiert, die er an ungewöhnlichen Orten aufstellt. Durch eines der Fernrohre sieht er eines Tages die blonde Christiane, die Jule verblüffend ähnlich sieht. Robert spricht die fremde Frau an, die beiden kommen sich näher und verlieben sich. Er verrät ihr aber nicht den Auslöser seines Interesses. Auch Christiane hat ein Geheimnis: Sie bereitet einen Einbruch vor, um ihren Gasthof zurückzukaufen, um den sie in der Wendezeit betrogen wurde. Als Christiane in Roberts Wohnwagen Jules Foto entdeckt, kommt es zum Eklat. – Mit der östlichen Provinz Kanadas hat die subtile Filmromanze von Georg Maas nichts zu tun, wohl aber mit den fünf neuen Bundesländern, in denen der Protagonist eine neue Heimat sucht. Maas erzählt bedächtig und völlig unspektakulär eine skurrile Liebesgeschichte, der die Hauptdarsteller Jochen Nickel und Anna Loos eine faszinierende Intensität verleihen. Bemerkenswert sind vor allem die lakonische Erzählweise, die Klarheit der dramatischen Struktur und das reizvolle Spiel um wechselnde Perspektiven, das die Suche der beiden Hauptfiguren nach dem Glück begleitet. Der Ost-West-Konflikt spielt dabei eher eine Nebenrolle. Als folgenreicher erweist sich, dass Robert viel stärker an der Vergangenheit klebt als ihm lieb ist. Innerlich muss er sich erst von seiner verstorbenen Frau lösen, damit er in Christine mehr als nur ihre Doppelgängerin sehen kann. Man sieht der sensiblen Inszenierung mit ihren stilsicheren Bildkompositionen der Kamerafrau Sophie Maintigneux an, dass Maas zuletzt Dokumentarfilme gedreht hat. Ganz unrealistisch selbst für den "wilden Osten" wirkt es allerdings, wenn Robert tagelang seinen Wohnwagen auf der grünen Wiese abstellt, ohne je behelligt zu werden.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.01.2004