Die Pariser Jugendschutzpolizei, Brigade de Protection des Mineurs (BPM), kämpft an breiter Front: gegen jugendliche Taschendiebe/innen ebenso wie gegen sexuellen Missbrauch. Mal entführt eine Drogenabhängige ihr Baby, dann liefert eine Schwarzafrikanerin ihren Sohn ab, der nicht länger mit ihr auf der Straße leben soll. Für das Wohl von Kindern trotzen die Polizisten/innen der BPM dem enormen täglichen Druck, der auch ihr Privatleben prägt. Zum Ausgleich nutzen sie jede Gelegenheit, um miteinander zu feiern. Ihr Teamgeist beeindruckt auch eine Fotografin, die aus PR-Zwecken die Arbeit des Dezernats dokumentiert.
Rasant vermittelt die Doku-Fiction den Alltag der Polizisten/innen. Deren Charakterisierung gelingt dank präziser Dramaturgie und realistischer Dialoge, die im Original in der Pariser Umgangssprache gehalten sind.
Nahaufnahmen von Gesichtern forschen nach Emotionen und vermitteln das Geschehen unmittelbar.
Handkameras begleiten Einsätze, eine schnelle
Schnittfolge unterstützt deren Dynamik. Anders als in typischen Polizeifilmen gibt es keinen Hauptfall, sondern episodenhafte Einzelfälle, was den Fokus auf die Polizisten/innen richtet. Ruhigere Sequenzen beleuchten deren Privatleben und den Beginn der Liebesgeschichte eines Polizisten zu der Fotografin, gespielt von Regisseurin Maïwenn. Diese Rolle vermittelt zugleich, wie Maïwenn für ihren Film bei der BPM recherchierte.
Die Authentizität von
Poliezei schockiert: Kinderschändung, Inzest, Teenager, die Sex als Gefälligkeit betrachten – solche Fälle finden in allen Gesellschaften statt. Auch wenn sie deren Ausmaße längst kennen, bleiben die engagierten Polizisten/innen davon nicht unberührt. Manche haben Essstörungen, viele Ehen scheitern. Im Unterricht könnte das Konfliktpotenzial und die gesellschaftliche Relevanz einzelner Fälle und die Reaktionen der Polizisten/innen darauf herausgearbeitet werden. Welche Schutzmechanimen und Ventile haben Einzelne für sich entdeckt? Spannend sind auch ein Vergleich der Pariser Realität mit dem eigenen Umfeld und das Hinterfragen der Bedeutung von Sexualität bei Teenagern. Nicht zuletzt sollte die Authentizität der auf wahren Gegebenheiten beruhenden Doku-Fiction hinterfragt und diskutiert werden.
Autor/in: Cristina Moles Kaupp, 20.10.2011
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