Nach ihrer Entlassung aus der Jugendstrafanstalt möchte die Kleinkriminelle Polly ein neues Leben anfangen. Alles entwickelt sich vielversprechend. Sie findet einen Job in einer Imbisskette und verliebt sich in Stefan, der bei der Kripo arbeitet. Ronny, der windige Liebhaber ihrer Schwester, hat allerdings ganz andere Pläne. Um ein Geschäft mit Aluminiumfertighäusern zu eröffnen, fehlt ihm das nötige Startkapital. Polly soll mit der ganzen Familie dabei helfen, das Geld durch einen Überfall auf einen Getränkemarkt zu beschaffen. Sie weigert sich standhaft, doch als ihre neue Existenzgrundlage durch Ronnys aufdringliche Anwerbungsversuche, die auch ihrer Person selbst gelten, in Gefahr gerät, entwickelt Polly einen Plan, wie sie ungeschoren aus der heiklen Lage entkommen kann. – Tomy Wigand, der zuvor mit der Kästner-Verfilmung Das fliegende Klassenzimmer einen Publikumserfolg landete, übernimmt auch in seinem neuen Film ganz die Perspektive der jugendlichen Protagonisten/innen. In seiner flott inszenierten Krimigroteske gelingt es ihm dank schneller Schnittfolgen, entfesselter Handkamera, pulsierender Musik und insgesamt erfrischend unkonventioneller Erzählweise, etwas von heutigen jugendlichen Lebensgefühlen zwischen Aufbegehren und Anpassung zu vermitteln. Zugleich baut er eine junge Heldin auf, die über jeden moralischen Zweifel erhaben ist, für das Gute kämpft und gegen das Böse zu Felde zieht, selbst wenn es in ihrer eigenen Familie auftritt. Wenn der Film trotzdem nicht voll überzeugt, liegt das an der reichlich dünnen und allzu konstruierten Story und an einer Figurenkonstellation, die eher einem Comic angemessen ist als der realistischen Erzählweise eines Jugendfilms mit authentischen Personen.
Autor/in: Holger Twele, 01.11.2005