Spanien, zur Zeit der Franco-Diktatur. Am 25. September 1973 gerät der anarchistische, katalanische Freiheitskämpfer Salvador Puig Antich in Barcelona in einen Hinterhalt der Geheimpolizei. Bei dem einsetzenden Schusswechsel kommt ein Polizist ums Leben, Puig Antich wird des Mordes angeklagt. Sein engagierter Verteidiger setzt alle Hebel in Bewegung, um ihn vor der Todesstrafe zu retten. Doch vergebens – Gewaltherrscher Franco sorgt dafür, dass der 25-jährige Aktivist in einem ausweglosen, unseriösen Prozess zum Tode verurteilt wird. Jegliche Bemühungen um eine Begnadigung scheitern. Am 2. März 1974 wird Puig Antich als letzter politischer Gefangener Spaniens aufs Qualvollste durch die Garotte (Würgeschraube) hingerichtet.
Der katalanische Regisseur Manuel Huerga setzt dem unerschrockenen Freiheitskämpfer ein bewegendes filmisches Denkmal. Der erste Handlungsteil erzählt von dem kühnen Studenten Salvador, der sich einer freien Gewerkschaftsbewegung, später dem militärischen Flügel der anarchistischen Freiheitsbewegung "Movimento Ibérico de Liberación" (MIL) anschließt und Banken ausraubt, um Streiks zu finanzieren oder Familien inhaftierter Gewerkschafter zu unterstützen. Diese stellenweise hektisch geschnittenen Szenen wirken allerdings recht oberflächlich und beliebig, da konkrete politische sowie biografische Hintergründe unbenannt bleiben. Der zweite, ungleich stärkere Teil des Films konzentriert sich kammerspielartig auf die leidvollen Monate im Gefängnis und die peinigenden Stunden vor Puig Antichs Exekution. Entstanden ist das eindrucksvolle Porträt eines unbeugsamen, willensstarken Charakters, der aus Überzeugung gegen soziale Ungerechtigkeit und Unterdrückung kämpft und mit seinem Mut und seiner Standhaftigkeit sogar die Sympathien eines strengen Gefängniswärters gewinnt.
Es bedarf in der filmpädagogischen Arbeit vor allem einer Erörterung der politischen Situation Spaniens in den frühen 1970er-Jahren, die der Film nur unzureichend beschreibt. Zur Sprache kommen sollte unter anderem das diktatorische Regierungssystem Francos, der jede Opposition unterdrückte, freie Gewerkschaften verbot, die Autonomiebestrebungen der Basken und Katalanen zugunsten eines strengen Zentralismus bekämpfte und den Katholizismus zur Staatsreligion erklärte. Diskussionen auslösen kann auch das Filmende mit detaillierten Bildern der brutalen Exekution Salvador Puig Antichs, das die Absicht des Regisseurs vermittelt, die franquistische Militär-Diktatur in ihrem ganzen Ausmaß an Grausamkeit zu zeigen. Nicht zuletzt ist dieser Film auch ein überzeugendes Plädoyer gegen die Todesstrafe.
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Head in the Clouds
El Mar
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Autor/in: Kirsten Liese, 12.09.2007