Nach dem Tod seines Vaters kehrt Stéphane von Mexiko zurück nach Paris. Dort zieht er wieder bei seiner Mutter ein, in sein altes Kinderzimmer mit all dem Spielzeug und dem viel zu kurzen Bett. Seine Mutter hat ihm eine interessante Abeit als Grafiker in einer kleinen Kalender-Firma in Aussicht gestellt. Doch die Arbeit erweist sich als stupider Kopierjob und der vor Kreativität überschäumende junge Mann fühlt sich völlig unterfordert. Stéphane verliebt sich in seine Nachbarin Stéphanie, eine zurückhaltende Einzelgängerin, die gerne ihre eigenen Miniaturwelten bastelt und die gleiche rege, kindliche Fantasie hat wie er. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes seine Traumfrau: Im realen Leben traut sich der schüchterne und unbeholfene Stéphane nicht, ihr seine Zuneigung zu gestehen. Dafür erleben die beiden in seinen ausgeprägten Träumen viele märchenhafte Abenteuer miteinander.
Was sich zunächst wie eine konventionelle Liebeskomödie liest, entwickelt Michel Gondry mit ungewöhnlichen Wendungen und exzentrischen Figuren zu einer originellen, leicht surrealen Geschichte. Der liebenswert-versponnene Kindskopf Stéphane konnte noch nie zwischen Traumwelten und Wirklichkeit unterscheiden: In seinen Traumstudio lebt Stéphane sein Bedürfnis nach Anerkennung, Zuneigung und Erfolg aus und sucht mit kreativen spitzfindigen Ideen Lösungen zu den Problemen seines Alltags. Sein Unterbewusstsein ist, wie in Filmen des Expressionismus, bevölkert von zum Leben erweckten Stofftieren, Wolken aus Watte, Ozeanen aus Zellophan und surrealen Kulissen aus buntbemaltem Pappkarton. Dort tauchen auch Stéphanes Kollegen aus der Kalenderfirma, die einzigen sozialen Kontakte, die er außer Stéphanie hat, wie die psychischen Instanzen nach Sigmund Freud – Ich, Es und Über-Ich – auf. Stéphane fällt das Erwachsenwerden ausgesprochen schwer, vor der Sexualität schreckt er, trotz seiner Zuneigung für Stéphanie, noch immer zurück. Da er zudem große Schwierigkeiten hat, seine Eigenwahrnehmung von der anderer zu unterscheiden, verschwimmen auch im Film, der ganz aus seiner Perspektive erzählt ist, die Grenzen zwischen Realität und Imagination. Dies erschwert die Orientierung für die Zuschauenden, ermöglicht andererseits einen faszinierenden Zugang zu jugendlichen Lebenswelten und zu seiner außergewöhnlichen Liebesgeschichte, wie er in dieser Intensität selten im Kino zu finden ist.
Autor/in: Stefanie Zobl, 19.10.2006