Vier Jungen an der Schwelle zur Pubertät treffen als Patienten einer Kinder-Krebsstation aufeinander. Zwischen Infusionen, Rollstuhlfahrten und Schmerzen interessieren sich die Jugendlichen für all jene Dinge, die andere Gleichaltrige auch beschäftigen: Mädchen, Zigaretten und Dosenbier zum Beispiel. Doch selbst in unbeschwerten Momenten können die Freunde die ständig im Raum stehende Bedrohung durch den Tod nie ganz vergessen. So kommt es immer wieder zu Verzweiflung und frustrierten Streitereien, doch wenn es ums Ganze geht, halten die Teenager zusammen.
Dem Schweizer Regisseur Mike Schaerer gelingt mit seinem Debütfilm ein trotz des schweren Themas beschwingtes Jugenddrama, das die körperlichen wie seelischen Belastungen von Krebskranken keineswegs verharmlost. Mit den vier glaubwürdigen Hauptdarstellern, die allesamt als Sympathieträger taugen, entwirft
Stationspiraten höchst eindringliche Szenen, wobei sich die Themen Krankheit und Sterben in vielen behutsam inszenierten Gesprächen wie ein roter Faden durch das Drama ziehen. Jüngere Kinder könnte das überfordern, doch die humorvollen Einlagen, in denen die Hauptfiguren für kurze Zeit Befreiung finden, mildern den harten Inhalt etwas ab. Dass der Film ästhetisch und bisweilen auch dramaturgisch in der Nähe eines Fernsehfilms steht, trübt den Gesamteindruck nur unwesentlich.
Stationspiraten bietet wegen seiner Krebsthematik, aber auch mit einigen Dialogen über den Tod viele Anknüpfungspunkte für ethische Fragestellungen im Schulunterricht. Um den Protagonisten näher zu kommen, können die Schüler/innen überlegen, wie die Jungen vor ihrem Krankenhausaufenthalt gelebt haben und wie sie sich ihre Zukunft vorstellen. Zudem lässt sich diskutieren, welche Strategien sie jeweils entwickeln, um mit der Krebsdiagnose und ihrer schweren Krankheit umzugehen, und welche Rolle dabei ihre Freundschaft spielt. Weil die Inszenierung viel auf Gefühle setzt, kann der Film auch als Aufhänger für die Frage dienen, in welcher Weise das Kino Emotionen erzeugt: Wie beeinflussen Gestaltungsmittel wie
Filmmusik oder
Montage die emotionale Wirkung einer Szene auf das Publikum?
Autor/in: Christian Horn, 16.01.2013
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