Joe Simpsons Bestseller "Sturz ins Leere", der seit 1988 weltweit mehr als 500.000 Mal verkauft worden ist, liegt diesem Film zugrunde. Simpson schildert ein Extremabenteuer, das er mit seinem britischen Bergsteigerkameraden Simon Yates 1985 in den peruanischen Anden erlebt hat. Damals machten sich die beiden an die Erstbegehung der Westwand des 6.456 Meter hohen Siula Grande. Erschöpft, aber euphorisch erreichen sie am dritten Tag den Gipfel. Doch schon während des Abstiegs geht ihnen das Gas aus, mit dem sie Schnee erhitzen und verflüssigen können, um zu trinken und nicht auszutrocknen. Als Joe abstürzt, wird sein Kniegelenk zerschmettert. In dieser Höhe kommt das einem Todesurteil gleich. Dennoch versucht Simon seinen Freund zu retten und seilt ihn unter extremen Bedingungen ab. Als er selbst hilflos hängen bleibt und von Joe auf den Abhang zu gezogen wird, bricht dieser ein Bergsteiger-Tabu und schneidet das Seil durch. Doch der tot geglaubte Joe ist nur in eine tiefe Gletscherspalte gestürzt, kann sich befreien und kriecht tagelang unter unermesslichen Schmerzen und ohne Wasser den Berg hinunter. – Regisseur MacDonald inszeniert diese Begebenheit in Form eines filmischen Tagebuchs nach. Während Joe und Simon im Studio ihre Erlebnisse vor 18 Jahren erzählen, spielen Brendan Mackey und Nicholas Aaron die Szenen nach. Macdonald gelingt mit seinem überzeugenden visuellen Konzept das Kunststück, über weite Strecken Hochspannung zu erzeugen, obwohl der Ausgang bekannt ist. Der dokumentarische Teil ist so einfach wie möglich gehalten und konzentriert sich auf die Gesichter, während der fiktionale Teil so realistisch wie möglich gedreht wurde. Unter Verzicht auf melodramatische Überzeichnungen zeigt der Film eindrucksvoll, zu welchen unvorstellbaren Leistungen der Mensch durch Willenskraft und Überlebensinstinkt in Extremsituationen fähig ist.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.04.2004