Am Weihnachtsabend finden die Obdachlosen Gin, Hana und Miyuki ein Neugeborenes auf einer Mülldeponie. Nach einigem Hin und Her beschließen der heruntergekommene Trinker, der alternde Transvestit und die jugendliche Ausreißerin, selbst nach den Eltern des Babys zu suchen. Bei ihrer Reise durch das verschneite und bitterkalte Tokyo erlebt das Trio viele aufregende und oftmals auch gefährliche Abenteuer: So geraten sie beispielsweise auf einer Yakuza-Hochzeit in eine Schießerei und Gin wird von gewalttätigen Jugendlichen fast tot geschlagen. Gin, Hana und Miyuki müssen sich auf ihrer Odyssee auch mit den Gründen für ihren Ausstieg aus der Gesellschaft auseinander setzen. Am Ende steht für sie die reinigende Katharsis: Die Drei finden nicht nur die Eltern des Kindes, sondern auch zu sich selbst und in ein besseres Leben zurück. – Der Anime des renommierten japanischen Regisseurs Satoshi Kon ist kein Kinderfilm. Mit seiner Thematik und Sozialkritik wendet er sich eindeutig an ein erwachsenes Publikum. Er zeigt, wie Menschen in der westlichen Welt, insbesondere in Millionen-Metropolen wie Tokyo, ins gesellschaftliche Abseits geraten können. Zudem spielt der Film im Rotlicht- und Gangstermilieu, es geht um Spiel- und Alkoholsucht und die Schlechtigkeit der Menschen im Umgang mit anderen. Die drei Obdachlosen sehen sich immer wieder mit Ablehnung und Intoleranz der "Normalbürger/innen" konfrontiert. Kon hat ein modernes, urbanes Weihnachtsmärchen geschaffen, bis zur Karikatur überzogen und hart, gleichzeitig aber auch berührend und schön.
Autor/in: Stefanie Zobl, 01.11.2005