Dimitri und seine Kollegen verkaufen die Idylle der eigenen vier Wände, Jeanne und Cathy ordern im Lager die passende Inneneinrichtung dazu. Am Abend kehren sie in die Trostlosigkeit ihrer Mietskasernen zurück. So grau der Alltag der Figuren ist, sie alle pflegen auch ihren Spleen. Dimitri betört sich an seiner Einsamkeit, sein Kollege an schwangeren Frauen und Jeanne an den Lebensweisheiten der Indianer. – Behutsam und ohne tief greifende Psychologisierung richtet Regisseur Bouli Lanners seine Aufmerksamkeit auf ganz normale Menschen, die unzufrieden durch ihr Leben trotten und doch nicht in der Lage sind, wirklich etwas zu ändern. Er stellt sie in weite, leere Landschaften oder dichte Industriegebiete; bestimmend bleibt Langeweile und ihre Mutlosigkeit. Jeanne versucht ihr Leben zu ändern, indem sie die Lebenslinie in ihrer rechten Hand durch einen tiefen Schnitt manipuliert. Den verhassten Job zu kündigen, schafft sie nicht. Einzig der Vertreter, der dringend in die nächste große Stadt mitgenommen werden will, gibt Anlass zur Hoffnung. Sein Airbag ist grundlos aufgegangen und hat ihm die Brille zerdrückt. Dimitris Kollegen deuten das Ereignis als Fabrikationsfehler, der Vertreter als Zeichen. In lakonischen Bildern erzählt der Regisseur von einem zu Tode versicherten Leben, in dem die Sicherungsinstrumente wie der Airbag zur Bedrohung für ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben werden: Ein wunderbarer Film über die scheinbare Idylle im Überfluss der westlichen Welt.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.01.2006