Wenn ein US-amerikanischer Spielfilm sich mit einem aktuellen Kriegsgeschehen auseinandersetzt, das die Nation zunehmend spaltet, dann ist zu erwarten, dass er Position bezieht. Das trifft auch auf die neueste Regiearbeit von Robert Redford zu.
Von Löwen und Lämmern meidet allerdings eine allzu simple Parteinahme. Der Film diskutiert verschiedene Standpunkte in der heimischen Debatte über den Afghanistan-Krieg, um sich schließlich in einem engagierten Appell an sein (US-amerikanisches) Publikum zu wenden. Kammerspielartig entwickeln sich drei parallele Erzählstränge, deren Dramatik sich zunehmend verdichtet. In Washington versucht der charismatische Politiker Jasper Irving eine linksliberale Fernsehjournalistin für seine Interessen einzuspannen: Janine Roth soll über eine von ihm initiierte brandneue Militäroffensive berichten, mit der die seit sechs Jahren andauernden Kämpfe in Afghanistan endgültig beendet werden könnten. Der ehrgeizigen Journalistin ist die Brisanz dieser Exklusivstory bewusst. Zugleich bezweifelt Roth die realistischen Erfolgsaussichten des Armeeeinsatzes und ahnt, dass ihre Berichterstattung in erster Linie Irving den Weg zum Präsidentschaftsamt ebnen soll. Die zweite Handlungsebene spielt in einer eisigen Hochebene des Hindukusch, wo zwei junge US-amerikanische Soldaten bei eben dieser Militäraktion hinter die feindlichen Linien geraten und um ihr Leben kämpfen. An der kalifornischen Ostküste schließlich versucht ein Universitäts-Professor den begabten, aber desillusionierte Studenten Todd mit einer Diskussion über politische Ideale und private Werte zu motivieren.
Vor dem Hintergrund vielschichtiger Verflechtungen von Politik und Medien verhandelt
Von Löwen und Lämmern die humanitären und gesellschaftlichen Konsequenzen militärischer Konflikte. In wortreichen Dialogen werden unterschiedliche Sichtweisen durchgespielt, nationale Befindlichkeiten seziert, historische Analogien diskutiert und die menschenverachtend planlose Kriegsführungen im aktuellen Afghanistankonflikt kritisiert. Dass das Ganze nicht als bebildertes Diskussionsforum langweilt, ist in erster Linie den herausragenden Darstellern/innen und einer ambitionierten Inszenierung zu verdanken, die in jeder Sekunde spürbar macht, wie sehr dem Regisseur das Thema am Herzen liegt. Obwohl der didaktische Anspruch den Film streckenweise überfrachtet, ist Redford ein leidenschaftliches Plädoyer für kritisches Engagement und den Mut zum Nonkonformismus gelungen. Mit seiner Botschaft richtet er sich speziell an die politikverdrossene amerikanische Jugend, aber auch hierzulande kann
Von Löwen und Lämmern fruchtbare Diskussionsansätze über die ethische Vertretbarkeit von Kriegen und die moralische Verantwortung des Individuums liefern.
Autor/in: Ula Brunner, 07.11.2007
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