Im dritten Teil der Verfilmung von Stephenie Meyers
Twilight-Saga stehen Bella und ihre große Liebe, der Vampir Edward, vor dem Highschool-Abschluss und streiten sich darüber, wie es mit ihnen weitergehen soll. Bella will, dass er sie durch einen Biss ebenfalls zum Vampir macht, Edward will sie zuvor heiraten, was das Mädchen jedoch ablehnt. Inzwischen formiert sich eine blutrünstige, neugeborene Vampirfraktion, die mit dem Paar noch eine Rechnung offen hat. Um die beiden zu schützen, paktiert Edwards Clan mit seinen Todfeinden, einem Indianerstamm, deren Mitglieder als Werwölfe durch die Wälder streifen. Zu ihnen gehört auch Bellas Jugendfreund Jacob Black, der ihr seine Liebe gesteht und ihr ein "normales" Leben verspricht.
Regisseur David Slade findet mit seiner dynamischen Inszenierung einen Mittelweg zwischen dem sensiblen Independent-Look von Catherine Hardwicke, Regisseurin des ersten Teils, und der plakativen Melodramatik von Chris Weitzs zweitem Film. Die durch
Close-Ups mit langen Einstellungen erzeugte erotische Stimmung beim Zusammensein des Paares wird kontrastiert durch
Kameraflüge über Wald und Küste, die dem Liebesdrama einen epischen Rahmen verleihen. Stilistisch ausgefeilte
Rückblenden verleihen der Geschichte Tiefe. Beim Showdown dagegen werden die Gegner/innen wie bei einem Mode-Shooting frontal in einer Linie aufgereiht gefilmt. Actionszenen, mit Handkamera gedreht, sind rasant, aber nicht drastisch. Dank gelungener
Computeranimation wirken die Werwölfe natürlicher als zuvor.
Popmusik im melodischen Songwriter-Stil spiegelt den Herzschmerz des Trios wider.
Romanaoutorin Stephenie Meyer ist Mormonin, gehört also einer Kirche an, die außereheliche (und homosexuelle) Beziehungen untersagt. Im Unterricht wäre es daher interessant zu diskutieren, ob Edward, der seine animalischen Triebe im Griff hat und vorehelichen Sex ablehnt, eine im fundamentalistisch-religiösen Sinne moralischere Figur ist als Scheidungskind Bella. Daran anschließend lassen sich rückwärtsgewandte und moderne Geschlechterrollen diskutieren, zumal Bella in sexueller Hinsicht aktiver ist. Daneben werden mit dem Pakt zweier Todfeinde – Vampir und Werwolf – die Werte von Tradition, Familie, Zusammenhalt und Selbstüberwindung deutlich. Zugleich ließe sich darüber sprechen, mit welchen Mitteln die Cullen-Vampirfamilie, deren Mitglieder ständig gegen die fleischliche Versuchung kämpfen, im Krieg zwischen "primitiven" und "geläuterten" Vampiren als Vorbild aufgebaut werden.
Autor/in: Birgit Roschy, 09.07.2010
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