Mit Huckleberry Finn, der in einer Tonne am Ufer des Mississippi lebt, soll sich Tom nach Meinung seiner Tante Polly eigentlich nicht herumtreiben. Aber die beiden Jungen haben viel gemeinsam: Sie lieben das Abenteuer und den Reiz des Verbotenen, genießen die Freiheit und träumen von einem Leben als Pirat. Eines Nachts beobachten die Kinder, wie der berüchtigte Indianer Joe den Dorfarzt ermordet und die Tat dem Trinker Muff Potter in die Schuhe schiebt. Aus Angst vor Joe beschließen die Freunde, niemandem etwas davon zu erzählen. Doch dann droht Muff Potter die Todesstrafe und Tom und Huck stehen vor einer schweren Entscheidung.
In ihrer Neuverfilmung des berühmten Romans von Mark Twain aus dem Jahr 1878 erzählt Hermine Huntgeburth konsequent aus der Perspektive von Tom und Huck, die mit ihrem lausbubenhaft-frechen und unangepassten Verhalten sofort die Sympathien der Zuschauenden gewinnen. Allerdings folgt die Filmdramaturgie der episodischen Handlung des Romans sehr genau und hat nur selten den Mut, Handlungsstränge zusammenzufassen oder neue Szenen hinzuzuerfinden. Dadurch verliert der Film einen stringenten Handlungsbogen und lässt zugleich die Charakterisierung von Tom und insbesondere von Huck, der ohne Erwachsene aufwächst, zu kurz kommen. Die warme
Farbgebung unterdessen trifft die sommerlich-leichte Stimmung, wirkt aber auch nostalgisch und verweist auf die Handlungszeit Ende des 19. Jahrhunderts. Damit konterkariert sie zudem manche gruseligen und auch brutalen Szenen, wie etwa den nächtlichen Mord auf dem Friedhof.
Im Schulunterricht lädt vor allem die Bekanntheit und der Stellenwert der Literaturvorlage zu einem Vergleich zwischen Buch und Film ein. Interessant ist insbesondere eine Besprechung der Abweichungen und ihrer dramaturgischen Folgen, wie etwa die Verjüngung von Tante Polly oder den Besuch des Schurken Indianer Joe bei Toms Tante. Berühmte Passagen wie jene, in der Tom mit Witz andere Kinder überzeugen kann, für ihn den Zaun zu streichen und ihn sogar noch dafür zu bezahlen, eignen sich überdies für eine Analyse der filmischen Umsetzung. Die typischen Merkmale von Abenteuergeschichten – und in diesen das Motiv und die Bedeutung von Freundschaft– lassen sich zudem aufgreifen und mit Beispielen aus dem Film belegen. Anlass zur Diskussion kann auch das Verhalten von Tom und Huck bieten, die sich entscheiden müssen, ob sie zu Muff Potter stehen oder ihn aus Furcht vor Joe im Stich lassen.
Autor/in: Stefan Stiletto, 16.11.2011
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