Adams Stolz ist der Swimming Pool eines Luxushotels in N’djamena, der Hauptstadt des Tschad, über den er seit 30 Jahren als Bademeister wacht. Dieser Lebensaufgabe wird er jäh beraubt, als eine chinesische Investorin das Hotel übernimmt. Von nun an bedient der alternde Adam die Parkplatzschranke; sein Sohn und Lehrling Abdel wird zum Bademeister ernannt. Indessen flammt der Bürgerkrieg wieder auf und der Staat fordert Geldspenden oder junge Soldaten für den Kampf gegen die Rebellen. Tief gekränkt durch die neue Arbeitssituation, setzt Adam das Wohl seiner Familie aufs Spiel.
Mahamat-Saleh Haroun, einer der wenigen professionellen Filmschaffenden im Tschad, verdeutlicht die Krise seines Landes anhand eines sehr persönlichen Generationen- und Identitätskonflikts, ohne dabei klischeehafte Afrikabilder zu bemühen. Lange, vorwiegend
halbtotale und
halbnahe Einstellungen zeigen Adam in seiner widersprüchlichen Umgebung: auf dem gepflegten Hotelgelände, in seinem Lehmhaus oder im Staub der ärmlichen Straßen. Ausgeprägte Hintergrundgeräusche im Off erweitern die Aussagekraft der Bildebene. Auf diese Weise weben sich vielfältige Eindrücke aus dem Alltag N’djamenas sowie die wachsende Kriegsgefahr wie beiläufig in die Handlung ein, auch wenn der Film vordergründig Adams Perspektive und dessen soziale Degradierung fokussiert.
Angelehnt an die religiösen Grunderzählungen Hiobs und Abrahams, die beide bereit waren, ihre Söhne zu opfern, zeigt Mahamat-Saleh Haroun die von Armut und Gewalt geprägte tschadische Gegenwart. Gleichzeitig will er den Film aber auch als Parabel über afrikanische Staatsoberhäupter verstanden wissen, die auf Kosten der Bevölkerung handeln. Daher bietet eine vertiefende Auseinandersetzung mit Politik und Kultur des Tschad Gelegenheit, Schüler/innen generell für Konflikte in Afrika zu sensibilisieren, die seit Ausbruch der Aufstände im Norden des Kontinents wieder verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt sind.
Un homme qui crie eignet sich zudem, um universelle Veränderungen des Arbeitsmarktes durch Globalisierung sowie die Folgen für Gesellschaft und Familie zu erörtern.
Autor/in: Marguerite Seidel, 01.04.2011
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