Katrine ist Mitte 40 und lebt glücklich mit ihrer Familie im norwegischen Bergen. Doch hütet sie streng ein Geheimnis, das noch nicht einmal ihre engsten Angehörigen kennen. Alle gehen davon aus, dass sie im Zweiten Weltkrieg wie viele andere deutsch-norwegischen Kinder von den Nationalsozialisten aus Norwegen in ein deutsches "Lebensborn"-Heim verschleppt wurde. Angeblich ist ihr später die Flucht aus der DDR gelungen, so dass sie unter dramatischen Umständen zu ihrer norwegischen Mutter zurückfinden konnte. Als ein engagierter Anwalt den Fall vor den Europäischen Gerichtshof bringen will, verstrickt sich Katrine mehr und mehr in einem Netz von Lügen. Bald kann sie ihre wahre Identität nicht länger verheimlichen.
Vor dem Hintergrund deutscher Diktaturen im Nationalsozialismus und zu DDR-Zeiten entwickelt Georg Maas einen packenden Psychokrimi um eine Frau mit dunkler DDR-Vergangenheit, die um das Leben kämpft, das sie sich unter falscher Identität in Norwegen aufgebaut hat. Das glaubwürdige, realitätsnahe Drehbuch ist von wahren Begebenheiten inspiriert, dank komplexer geschichtlicher Zusammenhänge und vielschichtiger Charaktere lässt es simple, eindeutige moralische Urteile über die Figuren nicht zu. In
Rückblenden, mit Zeitsprüngen und düsteren Klängen wird sukzessive die wahre Geschichte einer ehemaligen Agentin der DDR-Auslandsspionage enthüllt, die nach dem Mauerfall von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Getragen wird
Zwei Leben von dem subtilen, berührenden Spiel herausragender Schauspieler/innen.
Die im Film vermittelte Einsicht, dass heute noch zahlreiche Schicksale mit der Vergangenheit eng verknüpft sind, eröffnet einem jungen Publikum einen spannenden Zugang zum Leben im Nationalsozialismus und der ehemaligen DDR. Entsprechend können im Politik- und Geschichtsunterricht die Grundstrukturen der beiden Diktaturen herausgearbeitet und verglichen werden. Damit zusammenhängend sollten auch Themen wie Alltag in der Diktatur, staatliche Repressionsmechanismen und die Grenzen und Möglichkeiten des (zivilen) Widerstands aufgegriffen werden. Das verzwickte Geflecht aus Staatsideologie, Kontrolle, persönlicher Loyalität, Liebe und Selbstbehauptung wirft zudem komplexe ethische Fragen auf: Welchen Wert besitzt die Liebe einer Person, die nicht ist, wer sie zu sein schein scheint? Und wer will darüber urteilen?
Zwei Leben eignet sich zudem als guter Einstieg für eine intensivere Beschäftigung mit den "Lebensborn"-Einrichtungen. Da der Film darüber wenig Hintergrundinformationen liefert, sollten diese durch eigene Recherchen und das Hinzuziehen von historischen Informationsmaterialien im Unterricht ergänzt werden.
Autor/in: Kirsten Liese, 13.08.2013
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